Antwerpener Bischof über Vatikan erzürnt

"Genug ist genug"

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat der Antwerpener Bischof Johan Bonny das vatikanische Verbot zur Segnung homosexueller Partnerschaften kritisiert. Mit dieser Entscheidung gewinne man sicherlich kein Vertrauen zurück.

Mann mit einer Regenbogenfahne / © lazyllama (shutterstock)

Nach den Skandalen der vergangenen Jahre sei "entscheidend, das Vertrauen der Gläubigen wiederzugewinnen, und deshalb sagen wir belgischen Bischöfe 'genug ist genug!'", sagte Bonny dem Portal CathoBel (Donnerstag). Es brauche einen aufrichtigen synodalen Prozess. Offenheit sei, dem Beispiel Jesu folgend, von grundlegender Bedeutung.

Er schäme sich für seine Kirche

In dem Interview präzisiert Bonny noch einmal seine erste mediale Reaktion vom Dienstag, als er der Zeitung "De Standaard" sagte, er schäme sich für seine Kirche und sei wütend. Seiner Position hatte sich auch die Belgische Bischofskonferenz angeschlossen.

"Wir wollen keinen Krach machen, aber wir wollen Konflikte oder Spaltungen immer vermeiden, indem wir die Möglichkeit und Notwendigkeit von Kompromissen oder Konsens hervorheben", so Bonny im Gespräch mit CathoBel; und weiter: "Wenn wir Belgier wütend sind, dann weil wir wissen, dass es einen möglichen Mittelweg gibt." Ein "einvernehmlicher synodaler Weg" setze aber voraus, "dass jeder sprechen kann und wir einen Konsens suchen".

Behinderung des Synodalen Wegs

Er sei überrascht, so der Antwerpener Bischof, dass die Glaubenskongregation versuche, den synodalen Prozess insbesondere in Deutschland zu behindern, und nicht auf das Projekt eingehen wolle, das Papst Franziskus mit seinem Jahr des Nachdenkens über sein Schreiben "Amoris Laetitia" auf den Weg gebracht habe, das an diesem Freitag (19. März) beginnt.

Bonny fordert, dass die Kirche "die Wahrheit des wirklichen Lebens" und dessen Vielfalt anerkenne. Der Ton der gesamten Bischofssynode über die Familie im Vatikan 2015 sei gewesen, dass "jeder mit seiner eigenen Identität leben und das Glück erfahren kann, das Gott für Menschen, Männer und Frauen will". Er wünschte sich eine echte weiterführende Debatte; das Wesen des Glaubens werde dadurch nicht beeinflusst. Aber es gelte anzuerkennen, "dass sich die Zeiten geändert haben".

Eine Frage der Würde

"Wenn wir von 'Sünde' sprechen, wo es um irreguläre Verhältnisse mit Blick auf unser Eheverständnis geht", sagt Bonny, "so ist davon tatsächlich die Mehrheit unserer Gläubigen betroffen." Es gehe nicht nur um Homosexuelle, sondern auch um alle, die anders zusammenleben, also auch Geschiedene etc. "Die Hälfte der Kirche in meiner Diözese lebt also demnach in Sünde", so der Bischof.

Zugleich betont Bonny, dass ein Segen für Homosexuelle nicht mit dem für Hunde, für Fabriken, Autos usw. gleichgesetzt werden dürfe. Das sei eine Frage der Würde. Es sei wichtig, eine solche Bitte von homosexuellen Paaren darauf zu prüfen, ob mit diesem Segen dieselbe Erwartung wie nach dem kirchlichen Eheverständnis einhergehe. Dies müsse der angefragte Priester unterscheiden.


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