Die Trägerstiftung für den Bau eines gemeinsamen Bet- und Lehrhauses von Juden, Christen und Muslimen ehrte am Donnerstagabend in Berlin das Engagement von Songulashvili für ein friedliches Miteinander der Religionen in der Kaukasusregion. Die Stiftung will den mit 9.000 Euro dotierten Preis künftig alle zwei Jahre vergeben.
In seiner Laudatio hob Altbundespräsident Christian Wulff hervor, dass der Bischof in Anlehnung an das Konzept des Berliner "House of One" die baptistische Hauptkirche in der georgischen Hauptstadt Tiflis um eine Synagoge, eine Moschee und einen Hof der Begegnung erweitern lasse. Dabei nehme er auch Widerstände von konservativen Gruppen der beteiligten Religionsgemeinschaften in Kauf, so Wulff, der dem Kuratorium des "House of One" in Berlin angehört.
"Vorbild für Interreligiöser Verständigung"
Der frühere Bundespräsident betonte weiter, dass Songulashvili Positionen auch zur Gleichstellung von Frauen und unterdrückten Minderheiten vertrete, die in seinem Land oft unpopulär seien. So habe er Diakoninnen, Pfarrerinnen und Bischöfinnen ordiniert sowie muslimischen Gemeinschaften "Gastfreundschaft und Zuflucht gewährt". Überdies unterstütze der Bischof queere Menschen in einem Land, in dem dies "das eigene Leben aufs Spiel setzen kann".
Auch Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und der Staatssekretär für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Oliver Friederici (beide CDU), würdigten Songulashvili als Vorbild für interreligiöse Verständigung. Der jesidische Scheich Xwededa Adani (Oldenburg) dankte dem Bischof für dessen Hilfe zur Rettung jesidischer Frauen vor dem IS-Terrorregime. Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein sagte, Songulashvili sei "der beste denkbare erste Träger" des House-of-One-Friedenspreises.
"Begegnung mit Toleranz"
In seiner Dankesrede verurteilte der Bischof Diskriminierung und Verfolgung religiöser, sexueller und weiterer Minderheiten auch durch Christinnen und Christen. Als einen Weg, Vorurteile zu überwinden, empfahl er unkonventionelle Maßnahmen. So lege er Wert darauf, dass bei dem von ihm in Tiflis begründeten Bet- und Lehrhaus die Synagoge von Muslimen und die Moschee von Juden finanziert werde. Dies könne dazu beitragen, sich näher kennenzulernen und einander mit Toleranz zu begegnen.