Der Roman „Panischer Frühling“ beginnt mit einem Ascheregen. 2010 bricht in Island ein Vulkan aus und legt den Flugverkehr über London lahm. Gertrud Leutenegger erlebt eine seltene Stille in der Stadt. Sie erinnert sich an die geweihte Asche, die sie als Kind an Aschermittwoch auf ihr Haupt gestreut bekam: „Da standen wir als Kinder vor der Kirche und haben uns ungläubig angestarrt, weil wir graue Haare hatten – und das war nicht mehr wegzumachen“, erzählt die Autorin.
Viele Erlebnisse aus ihrer Kindheit fließen in den Roman ein. Die beglückenden Augenblicke auf dem Pfarrhof des Onkels. Wie sie dem Onkel in der Abenddämmerung folgte, der gehend das Brevier betete, und wie sie ihn imitierte. Die Sprache der Gebete faszinierte das Kind: „Besonders die Litaneien haben mich ungeheuer beeindruckt. Litaneien können ja endlos sein, und da hat man als Kind das Gefühl von Zeitlosigkeit bekommen, das sind Rituale, die sich bis in die Ewigkeit fortsetzen könnten.“
Im Roman „Panischer Frühling“ trifft die Erzählerin dann Jonathan, den Verkäufer von Obdachlosenzeitungen. „Sein erster Satz zu mir war: ´I remember you´“, sagt Gertrud Leutenegger: „Er hat das gesagt, als sei er selbst erstaunt und zugleich bestimmt. Da war von Anfang an die ganze Beziehung wie auf eine leicht traumhafte Ebene gerückt“. Beide verbindet ihre Erinnerung an die Kindheit, an ihr Paradies und die Vertreibung aus diesem Paradies.