Eine geistliche Betrachtung zum Welttierschutztag

Geschwisterliche Verantwortung für die Schöpfung

Es ist kein Zufall, dass der Gedenktag des heiligen Franziskus mit dem Welttierschutztag zusammenfällt. Schließlich hat er früh die Geschwisterlichkeit zwischen Mensch und Tier gesehen. Ein Auftrag auch für die Kirche.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Der Heilige Franz von Assisi (KNA)
Der Heilige Franz von Assisi / ( KNA )

Am 4. Oktober ist Welttierschutztag. Die katholische Kirche feiert an diesem Tag das Fest des heiligen Franziskus von Assisi. Von ihm wird berichtet, dass er auf seinem Weg durch das Spoleto-Tal eine Schar von Vögeln entdeckte und zu ihnen predigte.

Die Vögel flogen aber nicht davon, sondern hörten dem Prediger zu und brachen am Ende seiner Worte in Jubel aus. Ebenso wird erzählt, dass er die Stadt Gubbio mit einem Wolf versöhnte, der in Gubbio immer wieder geräubert hatte.

Die Vögel und den Wolf nannte Franziskus Brüder, so, wie er in seinem Sonnengesang auch die Elemente Feuer, Wasser, Sonne und Mond als Brüder und Schwestern bezeichnet. Für den Heiligen ist der Mensch nicht die Krone der Schöpfung, sondern einer unter Gleichen. Und als solcher sieht er sich und die Menschen in einer geschwisterlichen Verantwortung für die gesamte Schöpfung.

Tierschutz als Aufgabe der Kirche

Die Geschichten rund um Franziskus und die Tiere mögen Legenden sein.

Und es ist vielleicht auch nicht so wichtig, ob sich die Begegnungen wirklich genau so zugetragen haben. Wichtig ist, mit welcher Haltung der Heilige den Tieren und der gesamten Schöpfung begegnet. Und diese andere Sicht auf die Umwelt, in der die Tiere nicht bloß existieren, um dem Menschen das Leben zu ermöglichen, es angenehm und vor allem schmackhaft zu machen, ist heute gefragt.

Wenn man wirklich im Hinterkopf hat, dass Tiere ebenso Geschöpfe Gottes sind wie wir Menschen, dann führt es automatisch dazu, dass man ins Nachdenken kommt und seinen Umgang mit ihnen überdenkt. Tierschutz ist so gesehen auch eine Aufgabe der Kirche.

An vielen Orten kann man die Zeichen des Umdenkens schon sehen: Viele Gartenbesitzer bemühen sich darum, ihre Gärten insektenfreundlich zu gestalten. Vielerorts werden Bienenhotels aufgestellt, Nistkästen für Vögel aufgehängt und Flussläufe renaturiert, um selten gewordenen Fischen, Vögeln sowie Bibern und anderen Tieren wieder eine Heimat zu bieten. Es verändert sich etwas, und viele Menschen bemühen sich darum, Lebensräume für verschiedene Tiere zu schaffen, damit Brüder und Schwestern mit- und nebeneinander leben können.

Bruder und Schwester Tier?

Dennoch bestehen weiterhin Herausforderungen, wenn es darum geht, die Tiere als Geschöpfe Gottes anzusehen. Denn um den Fleischkonsum in Deutschland zu decken, werden beispielsweise Hähnchen in wenigen Wochen gemästet, um möglichst schnell geschlachtet werden zu können.

Kühe werden darauf hin gezüchtet, möglichst viel Milch zu geben. Und auch Fischfarmen sind industrielle Betriebe, die keine artgerechte Haltung der Fische ermöglichen. Hier lässt sich nicht von Bruder und Schwester Tier sprechen.

Wer die Tiere jedoch als Geschöpfe Gottes ansieht, dem wird es ein Anliegen sein, dass sie artgerecht gehalten werden, dass sie scharren und picken können, dass sie fressen können, was ihnen entspricht und dass sie nicht allein als etwas angesehen werden, dass möglichst schnell möglichst viel liefern soll - nicht selten nach einem qualvollen Tod. Bedenkt man das alles, dann hat das vielleicht zur Folge, dass man als Mensch - als Bruder oder Schwester der Tiere - weniger von ihnen konsumieren kann. Möglich ist das auf jeden Fall.

Über Jahrhunderte lebte der Mensch mit den Tieren und konnte vielleicht nur am Sonntag einen Braten genießen.

Wer so umdenkt und tierische Produkte zum Schutz der Tiere bewusster genießt, der verzichtet allerdings nicht nur. Er tut sich zugleich auch selber etwas Gutes. Denn vielfach sind industriell hergestellte Tierprodukte mit Schadstoffen belastet, die man dann nicht aufnimmt, wenn man sie nicht isst und stattdessen auf Produkte aus artgerechter Haltung oder Ersatzprodukte zurückgreift.

Franz von Assisi

Kaum ein Heiliger hat bis heute eine solche Anerkennung gefunden wie er. Franziskus wird unter anderem als Patron der Armen, Blinden und Lahmen verehrt. Zudem ist er Patron der Strafgefangenen, Sozialarbeiter und Schiffbrüchigen. Außerdem dient er als Vermittler zwischen den unterschiedlichen Religionen. Papst Johannes Paul II.erklärte ihn 1980 zudem zum Patron des Umweltschutzes und der Ökologie.

Der Heilige Franz von Assisi (KNA)
Der Heilige Franz von Assisi / ( KNA )
Quelle:
KNA