"Kinder sind von Natur aus musikalisch", findet Winfried Krane. Und Singen mache schlau. Mit dieser Erfahrung steht der Leiter der Musikschule der Kölner Dommusik, zu der auch die Musische Vorschule mit ihrer Frühförderung von fünfjährigen Kita-Kindern gehört, nicht allein da. Schließlich gibt es längst wissenschaftliche Studien, die belegen, dass aktives Musikmachen der kindlichen Entwicklung in jedem Fall zuträglich ist. Schon Babys könnten ab etwa sechs Monaten im Takt der Musik mitschaukeln und mit den Füßchen wippen, hat man herausgefunden. Sobald sie die ersten Schritte unternähmen, kämen ihre Bewegungen sogar zaghaften Tanzversuchen gleich. Umso wichtiger ist es für Eltern und Pädagogen, die angeborene Musikalität der Kleinen zu unterstützen: durch gemeinsames Singen, Bewegungen und dem spielerischen Ausprobieren von Klängen und Instrumenten, zum Beispiel mit Trommeln oder Klangstäben und -schalen.
Auch das Vorsingen einfacher Melodien fördert nachweislich die musikalischen Fähigkeiten und hat ausschließlich positive Effekte. So schneiden zum Beispiel Vorschulkinder, die jeden Tag mindestens eine halbe Stunde singen, bei Schulaufnahmetests signifikant besser ab als andere Gleichaltrige, die bislang nicht in Kontakt mit Musik gekommen sind. Denn durch Lieder wird meist die sprachliche Entwicklung beschleunigt. Mit bekannten "Ohrwürmern" – Kinder lieben nun mal Vertrautes mit Wiedererkennungswert – erweitern sie zudem ihren Wortschatz. Gleichzeitig lernen sie aber auch einiges über Satzbau, Artikulation und Sprachmelodie. Und gerade der Sprechrhythmus – Tempo und Betonungen – sind für den Spracherwerb essentiell. Nebenbei wird gerade beim gemeinsamen Musizieren auch die Konzentration geschult.
Singen hilft Kindern bei ihrer Alltagsbewältigung
Denn um mitsingen zu können, muss man ganz genau zuhören. Das erfordert viel Aufmerksamkeit – und natürlich auch ein bisschen Anleitung sowie Übung. Und noch etwas: Die rhythmischen Bewegungsabläufe schaffen gute Laune und fördern nebenbei die Motorik. Nicht zuletzt stärkt die Aktivität in der Gruppe auch das Gemeinschaftsgefühl. Das heißt, auch der für Kinder so wichtige soziale Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Fünfjährige, also Kinder im letzten Kita-Jahr, die mit ihren Altersgenossen singen oder musizieren, sind hilfsbereiter und kooperativer. Auch das gehört zu den wissenschaftlich gestützten Erkenntnissen. Wer hier mitmacht, integriert sich schnell in eine Gruppe – und viel Spaß macht es auch!
Darüber hinaus finden Kinder außerdem noch andere essentielle Stützen in der Musik, die ihnen Orientierung im Alltag verschaffen: Struktur und Rituale bei der Bewältigung ihrer ganz eigenen Herausforderungen. Wer jeden Abend mit einem Wiegenlied in den Schlaf gesungen wird, fühlt sich geborgen. Aber auch das Geburtstagsständchen im Kindergarten, der Zahnputzsong vor dem Zubettgehen im Badezimmer oder ein spezielles Aufräumlied schaffen Struktur. So fällt es den Kindern leichter, Regeln zu befolgen.
Krane: Es geht um die Entdeckung musischer Potenziale
Ein Ort, wo alles dies spielerisch vermittelt wird, ist die Musikschule der Kölner Dommusik, wo Musik mit allen Sinnen erlebbar wird und wo außerdem die ersten Grundlagen für eine spätere Mitwirkung in den Domchören gelegt werden. Freude am Singen und eine gesunde Stimme – das sind die einzigen Voraussetzungen, die Kinder, laut Krane, mitbringen sollten, wenn sie eines Tages im Kölner Domchor oder im Mädchenchor am Kölner Dom mitsingen wollen. "Nicht zwangsläufig", betont der Musikpädagoge, "müssen sie dafür die Kölner Domsingschule, die Ausbildungsstätte der Dommusik, besuchen. Auch Kinder anderer Schulen sind uns herzlich willkommen." Seit vielen Jahren baut der studierte Schulmusiker gemeinsam mit einem professionellen Team auf das Konzept, Kinder möglichst früh an Musik heranzuführen, sie vor allem auch gezielt mit ihrer eigenen Stimme in Kontakt zu bringen und ihnen darüber Grundkenntnisse in Stimmbildung, Rhythmik und Melodik zu vermitteln. Außerdem will er überhaupt die kindliche Phantasie altersgerecht anregen, indem er entsprechende Impulse zu einer individuellen Ausdrucksfähigkeit – zum Beispiel auch mit Maleinheiten – bietet.
"Sing mit!" heißt das pädagogische Angebot für Grundschüler
Daher setzen die Angebote der Dommusik schon bei Kindern im letzten Kindergartenjahr an. Hier gehe es um ein erstes Herantasten und eine aufmerksam begleitete Entdeckungsreise eigener musischer Potenziale und Talente, so Krane. "Neben dem Vertrautwerden mit der eigenen Stimme, der Erforschung dieses noch unbekannten Resonanzraumes, soll jedes Kind aber auch beim Malen seine eigene Sprache entwickeln."
Der nächste Schritt ist dann der in den Vorchor, den die etwas älteren Kinder besuchen können, die in anderen Kölner Stadtteilen die Grundschule besuchen, aber trotzdem bei der Dommusik mitmachen wollen. Hier wird unter dem Motto "Sing mit!" für Mädchen und Jungen im Grundschulalter ein pädagogisches Programm angeboten, in das die jungen Bewerberinnen und Bewerber auch in diesem Sommer wieder nach den großen Ferien einsteigen können. Im Vorchor lernen die Kinder ab dem ersten Schuljahr unter der Anleitung von ausgebildeten Musikpädagoginnen, ihre Stimme zu entwickeln und einen kindgerechten Zugang zur Musik mit Liedern, Tänzen und rhythmischen Spielen zu finden. Außerdem werden Kenntnisse in den Bereichen Chorgesang und Atemtechnik vermittelt. Besondere musikalische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Auch ein Quereinstieg ist jederzeit möglich. Die Proben finden nachmittags im Kardinal-Höffner-Haus, dem Lindenthaler Chorzentrum der Dommusik, statt.
Vorbereitung auf die Mitgestaltung der Domliturgie
Nach dem Besuch des Vorchores, den die Kinder in ihrer jeweiligen Altersgruppe besuchen – analog zum ersten, zweiten oder dritten Schuljahr – gehören die Kinder schließlich dann zum B-Chor, dem Nachwuchschor des Kölner Domchores bzw. des Mädchenchores am Kölner Dom. Mit ersten Auftritten und zwei kleinen Konzerten pro Jahr, wenn nicht gerade Corona alles zum Erliegen bringt, werden die jungen Sängerinnen und Sänger dann behutsam darauf vorbereitet, später im sogenannten A-Chor an der musikalischen Mitgestaltung der Domliturgie beteiligt zu sein.
"Bei allen unseren Angeboten ist uns wichtig", unterstreicht Musiklehrer Krane, "Kindern möglichst früh die Chance zu eröffnen, sich bei der Wahl zukünftiger Hobbys auch für Musik und das gemeinsame Singen begeistern zu können und eine Weile zu testen, ob sie hier vielleicht einen Schwerpunkt setzen wollen, der fürs ganze Leben ein großer Reichtum sein kann."