DOMRADIO.DE: Was hat sie nun motiviert, am Sonntag die Aktion: "Danke Maria" ins Leben zu rufen?
Benno Schwaderlapp (Initiative Pontifex): Maria lädt ja generell erst einmal dazu ein, ihr zu danken: mit ihrem Leben, mit ihrem Zeugnis, dass sie uns als Christen gezeigt hat, mit der Art und Weise, wie sie Christus empfangen hat, mit der Art und Weise, wie sie auf die Botschaft des Engels "Ja" gesagt hat. Ihr "fiat", also ihr "es geschehe nach deinem Wort", ist Vorbild für uns, unser Schicksal und unser Leben ganz in die Hände Gottes zu geben.
Maria wirkt auch heutzutage noch vielfältig durch Gebetserhöhungen, die weltweit belegt sind: in Lourdes, in Fatima, in Guadalupe, in Tschenstochau – wir kennen die ganzen Marien-Wallfahrtsorte. Wir dachten gerade jetzt, es kommt ja mit dem Oktober auch der Rosenkranzmonat, ist es eine gute Gelegenheit, vorher der Gottesmutter an einer prominenten Stelle Danke zu sagen – in diesem Fall am Hauptportal des Kölner Doms.
DOMRADIO.DE: Ich höre so ein bisschen raus: Sie wollen davon weg, dass Maria instrumentalisiert wird?
Schwaderlapp: Wir wollen Maria einfach überhaupt nicht instrumentalisieren. Maria ist, wer sie ist. Sie ist die Gottesmutter, sie ist die erste aller Heiligen, sie wird in jedem Hochgebet erwähnt, sie wurde mit Leib und Seele bereits in den Himmel aufgenommen. Einen verehrungswürdigeren Menschen kennen wir nicht. Dementsprechend eignet sich Maria nach unserer Auffassung in keinster Weise dafür, politische Forderungen zu untermauern – gerade solche, die eigentlich längst tot sind.
DOMRADIO.DE: Es gibt eine weitere Initiative, die ihrem Aufruf auch folgt: Maria 1.0. Die haben ganz genau wie Sie eine ziemlich klare Agenda, die sich an der offiziellen Lehrmeinung der katholischen Kirche orientiert. Danach können Frauen nicht zu Diakoninnen und Priesterinnen geweiht werden. Warum ist das eigentlich so?
Schwaderlapp: Das fragen mich meine Firmenlinge in der Firmengruppe, die ich leite, eigentlich auch jedes Jahr. Die Antwort ist eigentlich immer die gleiche und sie ist auch gar nicht so besonders schwer, wenn man sie aus der gläubigen Perspektive betrachtet. Wir sehen, dass Christus zwölf Männer zu Aposteln berufen hat. Er haucht sie an mit dem Heiligen Geist. Wir erkennen dort rückblickend betrachtet die erste Bischofsweihe, die Christus selber durchführt.
Er weihte zwölf Männer zu Aposteln. Es gab unendlich viele Frauen, inklusive seiner sehr heiligen Mutter, und Maria Magdalena, Martha, Elisabeth. Heilige Frauen, die ihm gefolgt sind, die wir heute als Heilige verehren, die er aber bewusst nicht zu Aposteln berufen hat. Daran fühlt sich die Kirche immer noch gebunden. Zum Argument, er sei ja "Kind seiner Zeit" gewesen, sage ich aus meiner gläubigen Perspektive: Der Sohn Gottes kann niemals "Kind seiner Zeit" sein, sondern er ist Kind der Ewigkeit, Mensch der Ewigkeit und Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Hätte er das anders gewollt, hätte er es anders getan. Es ist so, wie es ist. In der Tradition der Kirche ist das schon sehr lange so.
DOMRADIO.DE: Ist es nicht auch eine Machtfrage? Wenn das Weiheamt den Männern vorbehalten bleibt, dann können Frauen ja zum Beispiel niemals in der Bischofskonferenz oder als Bistumsleiterinnen über die Geschicke der Kirche mitentscheiden. Männer bleiben da irgendwie immer unter sich. Sehe ich das falsch?
Schwaderlapp: Ich würde sagen: Das sehen Sie an sich richtig. Nur ist die Frage mit der Macht natürlich ein schwieriger Begriff. Das Diakonenamt, das Priesteramt und vor allem das Bischofsamt ist in erster Hinsicht überhaupt keine Machtaufgabe oder ein machtvoller Posten sondern ein Dienst – ein Dienst an Christus, ein Dienst an der Kirche, ein Dienst an der anvertrauten Gemeinde, als Pfarrer eben an seiner Kirchengemeinde, als Bischof an seinem Bistum. Dort soll der Kleriker, der geweihte Amtsträger, dienen. Er ist Diener der Kirche, er ist Diener von Christus und er dient den Menschen.
Das geht natürlich mit einer gewissen Autorität einher, mit Amtsvollmachten, mit der Entscheidung, wer in seinem Bistum zum Priester geweiht wird, mit verschiedensten anderen Dingen: mit der höchsten Lehrautorität, mit dem höchsten Richteramt in seiner Diözese. Aber der erste Punkt ist der Dienst. Das jetzt zu einer Machtfrage zu deklarieren gefällt mir – und gefällt auch der Initiative Pontifex – überhaupt nicht.
DOMRADIO.DE: Die Frage ist, wie es weitergeht. Es wird heftig diskutiert. Eines will aber – das kann man glaube ich sagen – wirklich niemand: dass sich an dieser Frage die katholische Kirche spaltet. Wie können die unterschiedlichen Fronten Ihrer Meinung nach vielleicht wieder ein bisschen mehr zusammenfinden?
Schwaderlapp: Ich würde das fast noch etwas pessimistischer sehen als Sie: Ich glaube, die Kirche ist an dieser Frage schon sehr gespalten. Das ist keine Zukunftsmusik sondern das ist bereits so. Ich glaube, das Zusammenfinden gestaltet sich, wie Sie das richtig sagen, sehr, sehr schwierig. Im gemeinsamen Gebet zu unserem Gott, glaube ich, kann sich jeder Christ, auch ökumenisch, sehr, sehr gut immer wieder vereinen. Die Frage am Ende wird ja sein: Gewinnt der mit der lautesten Stimme, auch medial? Gewinnt der mit den lautesten – auch abstrusen – Forderungen? Oder gewinnt am Ende Christus?
Nur wenn wir Christus immer stärker in unser Herz aufnehmen und Christus uns erfüllt, wenn Christus mit uns ist und wir ihn auch in unser Herz lassen, ähnlich wie Maria es getan hat, je mehr wir uns ihm ganz anvertrauen, desto mehr gewinnen wir alle. Dann gewinnt die Kirche und dann gewinnt am Ende die ganze Welt an dieser christlichen Erneuerung. Das hat mit politischen Forderungen und mit einem Sieg irgendeiner Initiative überhaupt nichts zu tun.
Das Interview führte Verena Tröster.