Ghanas Mega-Kathedrale scheitert wohlmöglich an den Baukosten

Präsident bringt neuen Standort ins Gespräch

Ghanas nationale Kathedrale sollte ein prunkvoller Ort für Pilger, Staatsbegräbnisse und Gottesdienste werden. Doch das 400-Millionen-Projekt lässt sich wegen der aktuellen Wirtschaftslage nicht mehr rechtfertigen.

Autor/in:
Katrin Gänsler
Symbolbild Straßenszene in Accra, Ghana / © NN (shutterstock)

In Ghana ist John Dramani Mahama als Präsident zurück. Von 2012 bis 2017 stand der 66-Jährige bereits an der Staatsspitze, unterlag danach aber zweimal Nana Akufo-Addo.

Gerade einmal eine Woche nach der Amtseinführung positioniert sich Mahama nun deutlich gegen zentrale Projekte seines Vorgängers; darunter der Bau der nationalen Kathedrale im Herzen der Hauptstadt Accra.

Amtseinführung neuer Präsident von Ghana / © Misper Apawu (dpa)

Bereits kurz nach seiner Wahl im Dezember 2016 hatte Akufo-Addo die Errichtung einer konfessionsübergreifenden Mega-Kirche mit Platz für 5.000 Menschen, Parkanlage und Bibelmuseum auf einer 5,6 Hektar großen Fläche angekündigt. Gott, so lautete damals die Begründung, sei schließlich für den Erfolg seiner Partei, die Neue Patriotische Partei, verantwortlich.

Zum 60. Unabhängigkeitstag der einstigen britischen Kolonie sagte er im Jahr 2017: "Als tief religiöse Nation schafft uns die Kathedrale eine historische Möglichkeit, Gott ins Zentrum unserer nationalen Angelegenheiten zu stellen."

400 Millionen US-Dollar für Kathedrale veranschlagt

Doch zu welchem Preis? Anfangs war die Rede von 100 bis 200 Millionen US-Dollar, die unter anderem durch Spendenkampagnen eingeworben werden sollten. Allerdings berichtete schon im Jahr 2023 die französischen Zeitung "Le Monde", der ghanaische Staat habe bereits rund 52,2 Millionen Euro in das Projekt gesteckt.

Laut einem BBC-Bericht vom Dienstag werden mittlerweile 400 Millionen US-Dollar veranschlagt und damit zu viel für Neu-Präsident Mahama. Während eines Dankgottesdienstes sagte er am Sonntag: "Die Kosten für das Projekt müssen vernünftig sein." In Ghanas aktueller Lage sei ein solches Projekt nicht sinnvoll.

Ghana gilt zwar seit der Rückkehr zum Mehrparteiensystem im Jahr 1992 als Demokratie und wird gerne als Stabilitätsanker in Westafrika bezeichnet. Auch deutschen Unternehmern soll die einstige Goldküste als Standort schmackhaft gemacht werden. Doch steckt Ghana seit Jahren in einer Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Inflation liegt bei über 22 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit verschiedenen Schätzungen zufolge zwischen 15 und 19 Prozent. Durch zunehmenden Verlust von Farmland gerät die Landwirtschaft unter Druck. 2024 stimmte der Internationale Währungsfonds für ein Rettungspaket in Höhe von drei Milliarden US-Dollar.

Neuer Standort möglich

Laut Mahama ist es nicht an der Zeit, eine kostspielige Mega-Kirche zu bauen. Möglich wäre auch, einen anderen Standort zu finden. Aktuell soll das Prestige-Projekt an der Independence Avenue zwischen Bank- und Geschäftsgebäuden, Hotels und Behörden sowie in unmittelbarer Nähe des Nationaltheaters entstehen. Teurer dürfte Bauland vermutlich nirgendwo in dem Land mit den gut 35 Millionen Einwohnern sein.

Emmanuel Gyimah-Boadi, Politologe

"Diese Kathedrale ist das schrecklichste Beispiel jener Verschwendung öffentlicher Gelder, die uns dorthin geführt hat, wo wir heute sind."

Kathedralen-Kritiker hatten Alt-Präsident Akufo-Addo mehrfach vorgeworfen, sich mit der Kathedrale selbst ein Denkmal setzen zu wollen. Der Politologe Emmanuel Gyimah-Boadi, Mitbegründer des panafrikanischen Meinungsforschungsinstituts Afrobarometer, sagt: "Diese Kathedrale ist das schrecklichste Beispiel jener Verschwendung öffentlicher Gelder, die uns dorthin geführt hat, wo wir heute sind."

In der Tradition der europäischen Kathedralen

Einer hat das Vorhaben jedoch stets verteidigt: Paul Opoku-Mensah, seit 2017 Projekt-Veranwortlicher: Das neue Gotteshaus solle in der Tradition der alten Kathedralen in Europa stehen. "Durch sie sind neue Technologien, Kunst und Musik eingeführt worden. Es sind ikonenhafte Gebäude, die Pilger wie Touristen gleichermaßen anziehen.

Paul Opoku-Mensah, Projektleiter der Errichtung der nationalen Kathedrale, am 11. Dezember 2020 in Accra (Ghana). / © Katrin Gänsler (KNA)
Paul Opoku-Mensah, Projektleiter der Errichtung der nationalen Kathedrale, am 11. Dezember 2020 in Accra (Ghana). / © Katrin Gänsler ( (Link ist extern)KNA )

Auch entsteht ein Ort, an dem Staatsbegräbnisse und Dankesgottesdienste gefeiert werden können." Auch werde sie zum nationalen Zusammenhalt beitragen. "Unsere bisherige Infrastruktur war nicht komplett. Es braucht einen Platz für die religiösen Rituale des Staates."

Die Zustimmung hat jedoch nicht erst mit dem Machtwechsel merkbar abgenommen. Kirchenvertreter äußerten sich zunehmend zurückhaltend, obwohl sich gut 70 Prozent der Einwohner zum Christentum bekennen und die Nation als tief-religiös gilt. Laut BBC deutete der neue Finanzminister Cassiel Ato Forson nun an, dass für das Projekt keine öffentlichen Gelder mehr verwendet würden. Die Regierung arbeite daran, verschwenderische Ausgaben zu unterbinden. "Das Projekt der nationalen Kathedrale gehört dazu."