Frage an Weihbischof Schwaderlapp

Gibt es das Fegefeuer noch?

Am 2. November war das Fest "Allerseelen", also für die Menschen, die noch nicht in Gott vollendet sind. Gilt den die Lehre vom "Fegefeuer" noch, oder wie wird das heute in der katholischen Kirche gelehrt? (Herr G.)

 (DR)

Sehr geehrter Herr G.,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre Mail.

Vor diesem Hintergrund stellen Sie mir die Frage, ob die Lehre vom "Fegefeuer" noch "gilt". Die katholische Glaubenslehre hat ja immer bleibende Wahrheiten zum Inhalt, die zwar in jeder Zeit neu verständlich gemacht werden müssen, aber doch im Kern bleiben. Insofern gilt natürlich weiterhin die Lehre vom "Fegefeuer". Anbei schicke ich mit einen Auszug aus dem Katechismus der Katholischen Kirche - das verbindliche Glaubensbuch - und zwar den Teil, in dem es um das ewige Leben geht. Ergänzend dazu will ich versuchen deutlich zu machen, weshalb die Lehre vom "Fegefeuer" auch eine sehr schöne und hoffnungsfrohe Lehre ist. Wir glauben, dass wir nach unserem Tod vor Gottes Angesicht treten. In seinem Licht der Wahrheit und der Liebe blicken wir auf unser ganzes Leben. Und in seinem Licht sehen wir auch das Halbdunkel in unserem Leben, das was wir auf Erden gar nicht erkannt haben. Wir werden in aller Klarheit sehen, wo wir hinter der Liebe zurückgeblieben sind. Und dieser Blick ist schmerzvoll, aber er hilft, dass wir vor ihm unser Leben auch wirklich „aufarbeiten“, so dass wir dann ohne irgendeinen Schmerz glücklich im Himmel leben können. Diese Geschehen heißt offiziell "Purgatorium", übersetzt: Reinigungsort. Das Wort Fegefeuer greift dieses Geschehen im Bild auf und vergleicht es mit einem reinigenden Feuer. Die Botschaft dieser Lehre: Auch wenn wir nicht vollkommen sind, gibt es nach unserem Tod noch Gelegenheit zum "Nachreifen", damit wir bereit gemacht werden für den Himmel. Das ändert nichts daran, dass wir auf Erden gerufen sind, immer wieder umzukehren und neu anzufangen.

 

Indem ich Ihnen beste Segenswünsche in die Schweiz schicke, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Ihr

+Dominikus Schwaderlapp


Die Weihbischöfe: Dominikus Schwaderlapp und Manfred Melzer / © David Klammer (KNA)
Die Weihbischöfe: Dominikus Schwaderlapp und Manfred Melzer / © David Klammer ( KNA )