Die letzten Orgelklänge verhallen, schon seit etwa zwei Minuten strömen die Menschen aus dem Paderborner Dom. Gerade ist der Schrein mit den Gebeinen des Hl. Liborius nach der Prozession wieder im Dom angekommen. Die Marktstände und Imbissbuden warten schon.
Peter Disselnmeyer tritt in prächtiger Uniform aus dem Dom. Er ist Hauptmann der Heide-Kompanie und kommt schon seit Kindertagen regelmäßig zum Libori-Fest. "Das ist hier wie die fünfte Jahreszeit für uns, wie Schützenfest", sagt er. Doch vom weltlicheren Schützenfest unterscheidet sich Libori dann doch: "Hier kommen kirchliches und weltliches zusammen. Ich geh jetzt aus dem Dom direkt weiter zum Liboriberg. Da kommt dann der weltliche Teil. Alles ganz nah beieinander."
"Richtig Gänsehaut"
Für Disselnmeyer hat Libori bis heute nichts an Faszination verloren: "Beim Libori-Tusch gestern, das wieder richtig Gänsehaut, immer wieder berührend", schwärmt er. Für ihn ist es auch egal, ob er als Schütze oder in "zivil" in der Vesper sitzt, das Gefühl ist das gleiche, sagt er.
Um das Brauchtum an sich macht er sich keine Sorgen. "Wir haben viel Nachwuchs bei uns". Er ist sich sicher, dass Brauchtum wie beispielsweise das Schützenwesen den Menschen auch heute noch etwas geben können: "Zusammenhalt."
Nicht immer einfach
Nur ein paar Schritte weiter steht Ursula Hilbich. Sie arbeitet beim Bonifatiuswerk, das Katholiken in der Diaspora unterstützt, also in Gebieten mit sehr wenigen Katholiken. In diesem Jahr kann man an ihrem Stand ein Quiz über Heilige machen. Sie ist oft in der Diaspora wie etwa Skandinavien unterwegs und findet das religiöse Leben im katholischen Kernland deshalb nicht immer einfach: "In der Diaspora sind die Leute offener und spontaner. Die Gemeinden halten ganz fest zusammen. Das fehlt hier oft", sagt sie.