Glück will für weitere zwei Jahre das Katholikenkomitee führen

Hoher Leidensdruck und neue Chancen

Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), könnte sich jetzt ins Private zurückziehen Er ist 73 Jahre alt. Aber die ZdK-Vollversammlung wird ihn wohl am Freitag für weitere zwei Jahre zu ihrem Präsidenten wählen.

 (DR)

Eigentlich hatte sich Alois Glück seinen Lebensabend anders vorgestellt. Nachdem der CSU-Politiker 2008 nicht mehr für den Bayerischen Landtag kandidierte, wollte er stärker seine Frau unterstützen und sich um Kinder und Enkel kümmern. Außerdem sehnte sich der passionierte Bergsteiger nach mehr Zeit für sein Hobby. Dann aber kam alles anders. 2009 wurde Glück zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt. Jetzt lässt sich der 73-Jährige erneut in die Pflicht nehmen.

Am Freitag will die ZdK-Vollversammlung Glück abermals zu ihrem Präsidenten wählen. Allerdings nur für zwei Jahre, wie er deutlich macht. Zwei für ihn wichtige Projekte will er zu Ende führen: den bis 2015 geplanten Dialogprozess in der katholischen Kirche Deutschlands und den im Mai 2014 stattfindenden deutschen Katholikentag in Regensburg. Wer die Nachfolge Glücks antreten könnte, ist bislang noch nicht öffentlich sichtbar geworden.

 "Wandelnder Vermittlungsausschuss"

Angesichts der Krisen der Kirche in den vergangenen Monaten ist Glück zu einer stark gefragten Persönlichkeit geworden. 38 Jahre lang war er in politischen Gremien aktiv, als "wandelnder Vermittlungsausschuss" half er seiner Partei über manche labile Phase hinweg - das kommt ihm jetzt auf kirchlichem Parkett zur Hilfe. In der Form freundlich und nachdenklich, in der Sache durchaus deutlich, so setzt der ZdK-Präsident Leitplanken.

Die Limburger Ereignisse spielen dem obersten Laienvertreter dabei in die Karten. Wie nach dem 2010 öffentlich gewordenen Missbrauchsskandal stehen plötzlich Themen auf der Tagesordnung, die vielen Katholiken schon lange auf den Nägeln brennen. Glück sieht die Kirche erneut in einer dramatischen Glaubwürdigkeitskrise; der hohe Leidensdruck biete aber zugleich die Chance, Verkrustungen aufzubrechen und zu neuer Lebendigkeit zu gelangen, sagt der ZdK-Chef, dessen politische Laufbahn in der Katholischen Landjugend begann.

Rückenwind für die Kontrollgremien

Rückenwind sieht der langjährige CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag auch für die Räte und Kontrollgremien in der Kirche. "Die Räte in Gemeinden und Diözesen sind ja viel beschimpft und kritisiert worden. Jetzt zeigt sich, dass qualifizierte Gremien auch eine Schutzfunktion für Bischöfe, Priester und Entscheider in der Kirche haben können", erläutert der 73-Jährige. Kritik, offener Widerspruch und Kontrolle seien zwar bisweilen lästig und mühsam. "Aber als Gegengewichte können die Gremien solche Skandale verhindern - wenn sie gut arbeiten."

In diesem Zusammenhang kritisiert der Oberbayer ein "falsches Autoritätsverständnis" in der Kirche. "Führungskräfte, die unter Druck geraten, fallen in acht von zehn Fällen in autoritäre Muster. In der katholischen Kirche wird das nicht selten auch noch theologisch untermauert und überhöht", sagt er. Ein Bischof müsse seinen Beratern und seiner Umgebung vielmehr klar machen, dass er Widerspruch und Kritik erwarte, wenn etwas schief läuft.

Hierarchie oder Partnerschaft

Nach Ansicht von Glück ist zudem gründlich zu hinterfragen, wo das hierarchische Prinzip im Sinne des geistlichen Auftrags wichtig und wo mehr Partnerschaft gefragt sei. Das Modell dafür seien nicht demokratische Strukturen im staatsrechtlichen Sinne, sondern die synodalen Strukturen, wie sie die Kirche in der Tradition kenne.

Große Schwächen sieht Glück auch in der Personalpolitik der Kirche: "Im Vergleich zu vielen Organisationen und Wirtschaftsunternehmen ist sie oft weit zurück bei Personalentwicklung und bei der Qualität zeitgemäßer Menschenführung." Es müsse mehr darauf geachtet werden, dass "Personen auch für Führungsaufgaben geeignet sind - und dass es nicht nur auf den rechten Glauben ankommt".

Ob aus solchen Erkenntnissen konkrete Reformschritte werden, ist noch ungewiss. Glück jedenfalls warnt vor überzogenen Hoffnungen. Um gleichzeitig zu betonen, dass das Zeitfenster für Veränderungen nur noch klein ist: Sollte es kein Umdenken etwa beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder bei der Beteiligung von Frauen in der Kirche geben, werde das zu einer tiefen Enttäuschung und zu einer Abwendung vieler Menschen von der Kirche führen.


Quelle:
KNA