Mit einer Totenvesper haben sich die Regensburger Domspatzen von ihrem früheren Domkapellmeister Georg Ratzinger verabschiedet. Zu dem nicht-öffentlichen Gottesdienst im Dom kamen am Sonntag 220 überwiegend ehemalige Sänger. Die Feier bildete den Auftakt der Totenwoche für Ratzinger, der am vergangenen Mittwoch im Alter von 96 Jahren verstorben war. Am Mittwoch soll er im Stiftungsgrab des weltberühmten Knabenchors beigesetzt werden. Georg Ratzinger leitete die Domspatzen von 1964 bis 1994 und führte sie zu internationalem Ruhm.
Chor in Mini-Besetzung
Wegen der Corona-Pandemie und entsprechender Vorgaben kann der aktuelle Chor die Trauerfeierlichkeiten nicht gestalten. Das Requiem am Mittwoch wird daher nur ein 16-köpfiges Ensemble von ehemaligen Domspatzen gestalten. Für die Totenvesper am Sonntag hatte Domkapellmeister Christian Heiß eigens Psalmen für drei bis vier Stimmen gesetzt. Die Gottesdienstteilnehmer saßen mit entsprechendem Abstand im Dom.
Glücksfall für die Domspatzen
Dompropst Franz Frühmorgen nannte Georg Ratzinger in seiner Predigt ein Ausnahmetalent und Glücksfall für die Domspatzen. Er habe in seinen 30 Jahren an der Spitze die jungen Sänger nicht nur musikalisch geformt. Viele sprächen mit Hochachtung und Wertschätzung von dem Verstorbenen. Andere dächten aber auch angesichts schlimmer Erfahrungen mit gemischten Gefühlen an ihre Zeit in Regensburg zurück, so Frühmorgen.
Gutmütiger Mensch
Ratzinger selbst habe nach dem Bekanntwerden von Missbrauch und Misshandlungen bei den Domspatzen persönliche Fehler nicht nur bedauert, sondern sich auch entschuldigt, so der Dompropst. "Auch das ist Größe." In den Chorprobe habe der Domkapellmeister zum Teil ein heftiges Temperament gezeigt. "Von seinem tiefsten Wesen her war er ein gutmütiger, warmherziger, väterlicher Mensch."
Benedikt nicht bei Trauerfeier
Frühmorgen erinnerte auch an den überraschenden Besuch von Ratzingers Bruder, den emeritierten Papst Benedikt XVI., Mitte Juni in Regensburg. Zur Beerdigung wird Benedikt jedoch nicht kommen. Stattdessen werden dessen Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, sowie Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der frühere Bischof von Regensburg, erwartet.