Görlitzer Bischof Ipolt kritisiert AfD

"Zu stark national"

Ungeachtet seines Verzichts auf "Wahlempfehlungen" hat sich der katholische Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt kritisch über die AfD geäußert. Er äußerte sich in einem Interview gegenüber der "Sächsischen Zeitung".

Buchstabenwürfel formen das Wort AfD / © knipsdesign  (shutterstock)
Buchstabenwürfel formen das Wort AfD / © knipsdesign ( shutterstock )

"Sie ist zu stark national, zu wenig international orientiert", sagte Ipolt am Wochenende der "Sächsischen Zeitung". Das zeige sich unter anderem in der Flüchtlingsfrage. "Wenn Fremde zuerst als Gefahr angesehen werden, kann ich dem nicht zustimmen", betonte der Bischof des Bistums Görlitz. Die AfD schüre zu sehr die Ängste, die Chancen der Freiheit und der offenen Grenzen würden zu wenig gesehen und wertgeschätzt. "Dafür aber habe ich 1989 demonstriert", betonte Ipolt.

Ipolt ruft zu Wahlteilnahme auf

Der Bischof rief die Katholiken auf, am 1. September zu den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen zu gehen und "von ihrem Recht verantwortlich Gebrauch zu machen". Wörtlich fügte Ipolt hinzu: "Ich hoffe, dass katholische Christen sich dabei von der Sorge um die Demokratie und um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft leiten lassen." Zugleich räumte er ein, dass auch Katholiken die AfD wählten. "Das muss jeder vor seinem Gewissen verantworten."

"Gespräch ist immer sinnvoll"

Zu Gesprächen mit populistischen Parteien und Politikern habe er bisher wenig Gelegenheit gehabt, abgesehen von einer Begegnung mit dem Görlitzer AfD-Landtagsabgeordneten Sebastian Wippel, der vergeblich für das Amt des Görlitzer Oberbürgermeisters kandidiert hatte. "Ein Gespräch ist immer sinnvoll und besser als jeder Versuch, jemanden zu isolieren", erklärte Ipolt. "Jedes Gespräch ist ein Gewinn für die Beteiligten, und ich hoffe, dass immer ein gewisse Nachdenklichkeit zurückbleibt."

Zuspruch wegen Protests

Ipolt sieht "aus reinem Protest" in den neuen Bundesländern einen Zulauf zu extremen Parteien. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gebe es "im Osten Deutschlands das Gefühl, wir sind abgehängt, die Regierung hat uns vergessen, wir haben immer noch nicht die gleichen Renten und Löhne, manche Investitionen in die Infrastruktur lassen zu lange auf sich warten". Dieses Gefühl der Ungeduld habe dazu beigetragen, "dass mancher den etablierten Volksparteien das Vertrauen entzogen hat". Ipolt: "Das muss man ernst nehmen." Ob es andere besser machen würden, "ist fraglich und wird sich zeigen".


Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA