Wie Liturgie interaktiv funktionieren kann

"Gott ist auch im Internet, ganz sicher"

Während der Corona-Krise haben viele Kirchengemeinden ihre Gottesdienste gestreamt und digitale Angebote erstellt. Auch die Netzgemeinde DA_ZWISCHEN. Gründer Felix Goldinger ist sich sicher: "Gott ist mittendrin. Er weiß, wie er uns findet."

Digitale Medien und Kirche / © Kingfajr (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Online im Internet Gottesdienst feiern - halten Sie das für eine gute Idee? Hat sich das während der Corona-Pandemie bewährt? 

Felix Goldinger (Initiator der Netzgemeinde ​DA_ZWISCHEN und Referent für Katechese und missionarische Pastoral im Bistum Speyer): Ich finde, das ist auf jeden Fall eine gute Idee! Wir müssen natürlich genau hinschauen, wie wir das machen, wie wir Gottesdienst feiern - mit welcher Ästhetik und mit welchen technischen Voraussetzungen. Aber ich habe mich darüber gefreut, dass wir es als Kirche bei allem Schlimmen in dieser Zeit gewagt haben, uns da zu zeigen. 

DOMRADIO.DE: Wenn man online Gottesdienst feiert, ist das natürlich anders als am Altar oder in einem Kirchenraum. Wie übersetzt man Gottesdienst aus der Kirche ins Internet? 

Goldinger: Da bin ich ein bisschen zwiegespalten. Ich finde, es reicht nicht, einfach nur eine Kamera auf ein Geschehen draufzuhalten und dann andere als Zuschauer beteiligen zu wollen. Ich hätte einen anderen Anspruch, und wir haben bei Da_Zwischen auch probiert, Menschen mit einzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu antworten und mitzufeiern. Ich denke, das wäre eine wichtige Voraussetzung für Online-Gottesdienste. 

DOMRADIO.DE: Wie kann man denn mitfeiern? Wie funktioniert Liturgie interaktiv?

Goldinger: Bei uns war es so, dass wir über einen Messenger miteinander kommuniziert haben und Rückmeldungen unserer Mitfeiernden direkt in den Gottesdienst eingeflossen sind und quasi in Echtzeit abzulesen war, was andere zu einer bestimmten Frage denken. Ich finde es auch spannend, auf so "hybride Formen" zu gucken, also auf Formen, die das Digitale mit dem Analogen verbinden und Menschen anregen, bei sich zuhause etwas zu tun - im Familienkreis, im Freundeskreis miteinander zu feiern und zu beten.

Dass man eine Brücke schlägt aus dem Internet in das eigene Wohnzimmer, wo auch immer der Gottesdienst stattfindet. Und da gibt es, glaube ich, ganz viele Möglichkeiten, die uns das Digitale bietet. 

DOMRADIO.DE: Das Team der Netzgemeinde Da_Zwischen sind hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bistümer Speyer, Würzburg und Freiburg. Aus Köln ist Tobias Wiegelmann dabei. Wie ist das entstanden? 

Goldinger: Vor einigen Jahren, es sind jetzt schon bald vier Jahre, habe ich mir die Frage gestellt: Wie kann ich mit Menschen in Kontakt kommen, die zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit sind und ihr Smartphone in der Hand halten? Und dabei ist die Idee entstanden, dass Kirche auch im Smartphone einen Platz finden sollte. Besser gesagt, wie Menschen mit Gott und ihrem eigenen Glauben in Verbindung kommen, die auch am Smartphone stattfinden sollte. 

DOMRADIO.DE: Wenn ich diese Impulse auf mein Smartphone bekommen möchte - was muss ich machen? 

Goldinger: Die Anmeldung an sich ist ganz einfach. Wir haben eine kleine Homepage, dort ist ein Anmeldefenster, auf dem man sich registrieren kann. Und mit den verschiedenen Messengern, die wir im Angebot haben, kann man sich dann registrieren und dabei sein. Solange man Lust hat, in einer gewissen Anonymität, wenn man das möchte, aber auch gerne persönlich. Und wir zeigen uns dann auch mit unserem Gesicht und gehen in den direkten Kontakt. 

DOMRADIO.DE: Und was bekomme ich und wie oft? 

Goldinger: Klassischerweise funktioniert Da_Zwischen so, dass wir den Alltag im Blick haben. Wir melden uns am Montag und Freitag, Montagmorgen zum Start in die Arbeitswoche und am Freitag zum Ausklang der Woche fürs Wochenende. Da kommen eigentlich nur zwei Nachrichten, mehr ist das erst mal nicht.

Für die, die mehr möchten, bieten wir dann auch mehr. Jetzt, im Moment zum Beispiel, feiern wir den Sonntag miteinander für alle, die Lust auf einen Gottesdienst am Smartphone haben. Das machen wir von Samstag auf Sonntag. In der Corona-Zeit hatten wir jetzt auch jeden Tag eine Nachricht für die, die gesagt haben: Ich brauche ein bisschen Input, mir fehlt der Kontakt zu anderen. Und da melden wir uns auch öfters. Das ist immer mal wieder in bestimmten Zeiten bei uns so. 

DOMRADIO.DE: Ist Gott denn auch im Internet unterwegs? 

Goldinger: Da bin ich mir sicher. Ich wüsste nicht, warum er ausgerechnet im Internet nicht sein sollte, und in den vielen digitalen Begegnungen, die ich in den letzten Wochen und Monaten hatte. Alleine das hat mir schon gezeigt: Da ist Gott mittendrin, und er sucht sich seine Wege, und er weiß, wie er uns findet. Da ist er auch im Internet, ganz sicher. 

Das Interview führte Katharina Geiger. 


Quelle:
DR
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