Katholische junge Gemeinde sucht ein zeitgemäßes Gottesbild

Gott mit Gendersternchen

Gott ist vermutlich kein alter weißer Mann mit langem Bart, aber er kommt in vielerlei Geschlecht vor. Braucht er deswegen den Genderstern? Darüber hat die Katholische junge Gemeinde nun sehr intensiv diskutiert. Mit welchem Ergebnis?

Jugendliche mit einem Kreuz / © Doidam 10 (shutterstock)
Jugendliche mit einem Kreuz / © Doidam 10 ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie haben gerade über Anträge zu Gott* beraten, also Gott mit Gendersternchen. Das müssen Sie mal kurz erklären.

Julia Niedermayer (Bundesleitung der Katholischen jungen Gemeinde / KjG): Wir haben uns damit auseinandergesetzt, dass wir in den katholischen Kinder- und Jugendverbänden, explizit in der Katholischen jungen Gemeinde (KjG), ein sehr vielfältiges Gottesbild erfahren und dazu viel mit Menschen im Gespräch sind. Als logische Konsequenz daraus möchten wir das sprachlich auch ausdrücken. So soll es um die Weitung des Gottesverständnisses auch in unseren Texten, Schriften, Gebeten, Impulsen und Veranstaltungen gehen.

DOMRADIO.DE: Sie haben im Herbst-Bundesrat der KjG viel darüber diskutiert und sich dazu beraten. Zu welchem Schluss sind Sie denn gekommen?

Niedermayer: Wir sind zu dem Schluss bekommen, dass wir uns noch mal ein bisschen mehr Zeit geben, uns mit der Thematik auseinander zu setzen. Zum einen, damit sich unsere diözesanen Verbände mit all ihren Untergliederungen und Ebenen noch mal zu den vielfältigen Gottesbildern austauschen können. Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir in unserem Verband von vielfältigen Gottesbildern sprechen?

Ein weiterer Punkt, den wir nochmal ein bisschen intensiver und vielleicht auch ein bisschen sensibler angegangen wollen, ist die Auseinandersetzung damit, welches Symbol wir setzen möchten, um zu verdeutlichen, dass wir von einem vielfältigen und weiten Gottesbild sprechen? Es ist der Genderstern, der da gesetzt wird. Und natürlich gehört diese Bedeutung für uns auch da gut mit rein, dass Gott sozusagen in vielerlei Geschlecht da ist. Aber es ist eben auch mehr und reduziert sich nicht nur auf die Frage nach der Geschlechtlichkeit.

DOMRADIO.DE: Sind Sie zufrieden mit diesem Beschluss des Herbst-Bundesrates der KjG oder ist das ganze Thema damit eigentlich nur aufgeschoben?

Niedermayer: Es wäre natürlich schön gewesen, jetzt schon einen eindeutigen Beschluss herbeizuführen. Mich stimmt aber froh, dass der Verband die große Bereitschaft signalisiert hat, sich für dieses Thema nochmal Zeit zu nehmen. Das zeigt, wie ernst er das Thema nehmen möchte und wie sehr er es auch auf allen Ebenen platzieren möchte, um dem Ganzen Tragweite zu verleihen und die Wichtigkeit der Bedeutung vielfältiger Gottesbilder zu unterstreichen.

DOMRADIO.DE: Allein, dass Sie und die KjG sich mit diesem Thema beschäftigen, löst heftige Kritik vor allem in konservativen Kirchenkreisen aus. Wie gehen Sie damit um?

Niedermayer: Ehrlich gesagt relativ entspannt. Zumindest können wir das als Bundesleitung so sagen. Für uns gibt es keine Alternative dazu, auf Vielfalt Wert zu legen und zu sagen, dass wir unser Bild davon auch in die Sprache transportieren müssen. Das kennen wir. Das sind wir gewohnt, weil wir auch beispielsweise in der geschlechtersensiblen Sprache mit der Nutzung des Gendersternchen ein Zeichen setzen. Da haben wir Erfahrungen gesammelt, die wir auch hier gut verwenden können.

Wenn wir in einer Sprache bleiben, die junge Menschen nicht erreicht, dann haben wir nichts gewonnen. Das ist der Effekt, den wir aus unserem Verband kennen. Das müssen wir deutlich machen und darum geht es unter dem Strich. Wir möchten Gott so sprechen und schreiben, dass junge Leute weiterhin einen Zugang haben, sich über Gott ins Gespräch zu begeben.

DOMRADIO.DE: Eines haben Sie schon genannt, nämlich die Sprache als ein Mittel, ein vielfältiges Gottesbild zu fördern. Was gibt es da noch?

Niedermayer: Wir liefern aus dem Sachausschuss "Glaube und Spiritualität" im Verband ganz konkret eine Methodenmappe, die verschiedene Einstiegsmöglichkeiten entdeckt. Um Zugänge zu erleichtern wird es beispielsweise für verschiedene Altersgruppen Entwürfe geben, die verschiedene Gottesbilder und Gottesansprachen präsentieren und wo man darüber ins Gespräch kommen kann.

Wieso steht da zum Beispiel nicht immer "Gott Vater", sondern auch mal "Gott Kind"? So möchten wir den Verband unterstützen, sich mit den Kindern und Jugendlichen direkt vor Ort über Vorstellungen von Gott auszutauschen und sich darüber klar zu werden.

Das Interview führte Jann-Jakob Loos.


Quelle:
DR