Auslöser des Fundes war eine Untersuchung von aufkommender Feuchtigkeit insbesondere an der Ostwand der heutigen Westkrypta des Bonner Münsters. Um nötige Maßnahmen näher bestimmen zu können und den Wandaufbau genauer zu erfassen, wurden in den Schieferplatten Kernbohrungen durchgeführt. Dabei stieß man auf eine Lehmauffüllung und auf Teile einer Hohlkammer, die sich als Teil der Grabkammer für den Sarg des Erzbischofs Siegfried herausstellte.
In der gemauerten Kammer befinden sich Eisenstangen, auf denen einst der Sarg des Erzbischofs stand. Zudem beinhaltet es Holzreste und eine Bleikapsel, die bei einer Grabung im Jahr 1948 darin eingeschlossen worden war. Darin: zeitgenössische Geldscheine, Münzen sowie eine Urkunde, die Aufschluss über den Fund gibt. Darin wird von der Grabung im Jahr 1948 berichtet.
Dabei war man unter anderem auf die Grabstelle gestoßen. Das Grab wurde ausgeräumt und anschließend so belassen. Die Funde sind heute im LVR-LandesMuseum eingelagert. Archäologe Christoph Keller vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland erklärt: "Das ursprünglich gefundene Grab Siegfrieds war innen 2,25 x 0,88 groß, aus Tuffsteinen gemauert, innen verputzt und rot ausgemalt. Der Holzsarg ruhte ursprünglich auf drei Eisenträgern. Das Grab enthielt trotz der Beraubung 1794 noch ein Goldmedaillon, einen Fingerring sowie Mitra, Handschuhe und weitere Textilreste des bischöflichen Ornats."
Vier Kölner Erzbischöfe im Bonner Münster
Siegfried von Westerburg ist einer von vier Kölner Erzbischöfen, die im Bonner Münster beerdigt wurden. Bereits sein Vorgänger, Erzbischof Engelbert II. von Heinsberg-Falkenburg, der von den Patriziern aus Köln vertrieben wurde, wählte Bonn als seine Residenz aus und ist ebenso im Bonner Münster beigesetzt worden wie noch zwei weitere Kölner Erzbischöfe.
Die heutige Westkrypta ist deutlich kleiner als die ursprüngliche Anlage. Im Zuge des erneuten Baus der Westkrypta bis in die 60er Jahre wurden offenbar Teile des Grabes abgebrochen, der Rest mit einer Schiefertafel verkleidet. "Überraschend an dem Fund ist, dass das Grab teils noch erhalten ist. Dass das Grab bei der Einrichtung der Westkrypta nicht vollständig abgebrochen wurde, zeigt auch, dass es sehr geschätzt wurde. Man nahm nur so viel weg wie nötig", so Keller. Der Fund des Restgrabs sei für die Wissenschaft spannend: "Das Grab und die jetzt geborgenen Reste werden jetzt mithilfe modernerer Methoden erneut analysiert", berichtet Keller.
Generalsanierung: Münster schließt für mindestens zwei Jahre
"Es ist nicht der erste und wird auch sicherlich nicht der letzte Überraschungsfund sein", erklärt Reinhard Sentis, Pressesprecher des Katholischen Stadtdekanates Bonn. Bereits 2016 hatte man eine bis dahin unbekannte Gruft in der Ostkrypta entdeckt. "Wir dokumentieren und archivieren zwar sehr sorgfältig, aber in den Archiven gerät dann auch einiges in Vergessenheit. Umso schöner, dass sich dann nachkommende Generationen an einer Wiederentdeckung erfreuen können." Der aktuelle Fund werde in die Planungen für die Generalsanierung einfließen.
Bröckelndes Mauerwerk, statische Probleme, Feuchteschäden und marode Haustechnik sind die Hauptursachen für die anstehende Generalsanierung des Bonner Münsters, die nach einer ersten Kostenschätzung mit 20,22 Mio. Euro beziffert wird. Im Januar 2014 begannen die Bauanalysen und Untersuchungen am Bonner Münster. Die Vorplanung ist weitgehend abgeschlossen und derzeit erfolgt die Detailplanung. Vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 2017 sollen die vorbereitenden Maßnahmen beginnen. Dann wird das Münster auch für mindestens zwei Jahr schließen.