Grabenkämpfe zwischen syrischen Rebellen wären fatal für Minderheiten

Gemisch aus Erleichterung und Unsicherheit

Die siegreichen Islamisten in Syrien bleiben vorerst eine große Unbekannte - ungeachtet ihrer Versprechen, die Rechte von Minderheiten wie den Christen zu achten. So schätzt man die Lage beim Hilfswerk Misereor ein.

Nach dem Sturz der Regierung unter Assad sind Dorfbewohner gekommen, um nach eigenen Angaben die syrische Grenze zum Libanon zu schützen. / © Sally Hayden/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa  (dpa)
Nach dem Sturz der Regierung unter Assad sind Dorfbewohner gekommen, um nach eigenen Angaben die syrische Grenze zum Libanon zu schützen. / © Sally Hayden/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa ( dpa )

Das kirchliche Hilfswerk Misereor hält eine künftige Bedrohung von Christen in Syrien für nicht ausgeschlossen. "Es hängt alles davon ab, welche Kräfte der Anti-Assad-Koalition in Zukunft die Oberhand behalten", sagte die Syrien-Referentin von Misereor, Karin Bräuer, am Montag in Aachen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Derzeit sei es noch zu früh für Prognosen.

Misereor-Partner in Aleppo, das die islamistischen Rebellen unter Führung der HTS-Miliz vor rund einer Woche erobert hatten, berichteten, die Lage sei bisher ruhig. Es herrsche derzeit eine Mischung aus Erleichterung und "großer Unsicherheit", beschrieb die Expertin die Situation unter den syrischen Christen. "Die meisten sind froh, dass Assads brutaler Überwachungsstaat überwunden ist, und hoffen auf bessere Lebensbedingungen und den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes."

Der neue starke Mann Syriens: Abu Mohammed al-Dschulani spricht in der Umayyaden-Moschee in Damaskus. / © Omar Albam/AP (dpa)
Der neue starke Mann Syriens: Abu Mohammed al-Dschulani spricht in der Umayyaden-Moschee in Damaskus. / © Omar Albam/AP ( dpa )

Angst vor Grabenkämpfen

Wenn allerdings Parteienkämpfe zwischen den Milizen ausbrächen, die am Wochenende die Hauptstadt Damaskus eingenommen und damit die Diktatur des geflohenen Machthabers Baschar al-Assad beendet hatten, "dann kann es furchtbar werden", so Bräuer. Dann bestehe sehr wohl die Gefahr von Lynchjustiz gegen einstige Anhänger des Regimes und Übergriffe auf Minderheiten wie die Christen.

Viele von ihnen fragten sich, ob man den Versprechungen der islamistischen Rebellenführung trauen könne, die Rechte der Minderheiten in Syrien zu respektieren. "Die Islamisten sind erst einmal eine große Unbekannte."

Quelle:
KNA