Mehrere Tausend Mitarbeiter bildeten den Machtapparat des DDR-Regimes. Daneben gab es unzählige sogenannte IMs - inoffizielle Mitarbeiter. Spitzel, die Freunde und sogar Familienmitglieder hintergingen und Berichte über sie führten.
Die Stasi nahm Matthias Domaschk erstmals bei Protestaktionen nach der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann im November 1976 ins Visier.
Aus der Bahn in die Stasi-Zelle
Am 10. April 1981 wird er und ein Freund bei einer Bahnfahrt von der Stasi verhaftet und "zugeführt".
Als beide nach stundenlangen Verhören in Gera zwei Tage später wieder freikommen sollen, liegt einer tot in seiner Zelle. Die näheren Umstände sind noch immer ungeklärt. Nach dem offiziellen Abschlussbericht der Stasi hat sich Domaschk selbst erhängt.
Freunde und der mitinhaftierte Peter Rösch, halten diese Version für unwahrscheinlich. Die wiederholten juristischen Ansätze seit dem Ende der DDR zur Klärung der offenen Fragen blieben erfolglos.
Einfach zu gefährlicher Person gestempelt
Dabei gehörte Matthias Domaschk keineswegs zu den prominenten und prägenden Köpfen der Jenaer Jungen Gemeinde Stadtmitte.
Wie viele andere Jugendliche fühlte er sich damals weniger von kirchlichen Inhalten als vielmehr von der alternativen evangelischen Jugendarbeit mit ihren freimütigen Diskussionen und unkonventionellen Lebensformen angezogen.
Im September 2000 rechtfertigte der einstige Jenaer Stasi-Vize, Major Herbert Würbach, die Verhaftung von Domaschk und Rösch vor Gericht mit der Aussage, sie hätten "Störungen" zum zehnten Parteitag der SED in Ost-Berlin geplant. Der Prozess brachte Würbach den Freispruch. Der einstige Stasi-Hauptmann Horst-Henno Köhler erhielt eine Geldstrafe.
Fall Domaschk Zäsur für Opposition in Jena
"Für mich bedeutete er das endgültige Ende der Feigheit", sagte der Weggefährte und damalige Bürgerrechtler Roland Jahn in einem Interview kurz nach seinem Amtsantritt als Leiter der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen: "Die vielen Kompromisse, die man einging, um nicht gleich weggefangen zu werden - das war nun vorbei."
Stasi gegen Domaschk Freunde
Die Gedenkplastik am Grab, die Freunde von Domaschk Ostern 1982 am Grab aufstellten, wurde von der Stasi nach wenigen Tagen abtransportiert.
Die verstärkten Attacken gegen die Jenaer Friedensgemeinschaft gipfelten am 8. Juni 1983 in der gewaltsamen Abschiebung von Roland Jahn über die innerdeutsche Grenze bei Probstzella.
Erst nach dem Ende der DDR 1991 konnten von der Stasi Verfolgte ihre Akten sichten. Es begann eine Aufarbeitung, die noch andauert.