Größter Unsicherheitsfaktor die Wahlbeteiligung

Das Problem mit den Umfragen: Wer sagt die US-Wahl richtig voraus?

Amerika wählt / © vesperstock (shutterstock)

Als Donald Trumps Sieg bei der US-Präsidentenwahl 2016 besiegelt war, wurden die Demoskopen zum ersten Opfer seines Erfolgs. Überall im Land wurden die Meinungsforscher kollektiv dafür gescholten, den Ausgang nicht richtig vorhergesehen zu haben. Die meisten Umfragen hatten Hillary Clinton vor Trump gesehen, wenn auch häufig nur knapp. Allerdings: Zwei noch am Wahltag veröffentlichte Umfragen der University of Southern California gemeinsam mit der "Los Angeles Times" sowie des Institutes IBD/TIPP wähnten Trump vorn - und lagen richtig.

Wiederholt sich die Geschichte nun zwei Jahre später bei den Midterms? Das IBD-Institut, das damals den richtigen Riecher für Trump bewies, sieht diesmal einen Neun-Punkte-Vorsprung für die Demokraten. Das würde vermutlich für eine Übernahme der Mehrheit im Repräsentantenhaus reichen, jedoch eher nicht für einen Machtwechsel im Senat. Eine Vielzahl von Instituten ist auf dem Umfragemarkt aktiv. Einige agieren mehr oder weniger offen im Auftrag der Parteien.

Größter Unsicherheitsfaktor für die Demoskopen ist die Wahlbeteiligung. Sie ist normalerweise bei Zwischenwahlen sehr gering. Diesmal zeichnet sich jedoch eine signifikant höhere Beteiligung ab - nicht zuletzt auf Grund bereits vorhandener Zahlen von Früh- und Briefwählern.

Umfragen stützen sich zu einem guten Teil auf das Wahlverhalten der Vergangenheit als Basis. Ändert sich jedoch die Zahl der Wähler signifikant, ist dieser Teil der Meinungsforschung nur noch bedingt belastbar - die Demoskopen müssen versuchen, mögliche Verzerrungen auszubalancieren.

Dies ist nur eine zusätzliche Fehlerquelle. Meinungsforscher glauben auch, dass die Abstimmung über die Person des Präsidenten in diesem Jahr noch mehr im Zentrum steht als dies früher der Fall war. Dies könnte zu unterschiedlichen Effekten führen: Wenn es Trump in hohem Maße gelingt, seine Basis an die Wahlurne zu holen, würde das den Republikanern helfen. Umgekehrt würde es ihnen schaden, wenn die Demokraten es schaffen sollten, die große Zahl der Trump-Gegner zu mobilisieren. Hinzu kommt eine massive Kluft zwischen den Geschlechtern, die für alle traditionellen Parteien-Milieus gilt: Frauen lehnen Trump mehrheitlich ab, Männer neigen eher dem Präsidenten zu. 

Quelle:
dpa