Die katholische Kirche in Lateinamerika stellt sich neu auf. Wenige Jahre nach der Gründung des kirchlichen Amazonas-Netzwerkes Repam ist die nun erfolgte Schaffung der neuen länderübergreifenden Kirchenkonferenz für das Amazonasgebiet in den lateinamerikanischen Medien mit großem Interesse verfolgt worden. Nahezu alle großen kirchlichen Portale auf dem Kontinent berichteten über die "Conferencia Eclesial de la Amazonia".
Die neue kirchliche Institution sei eine Reaktion auf den Schrei der Armen und der Schwester "Mutter Erde" sowie eine Frucht der Amazonas-Synode vom vergangenen Herbst, kommentierte das Portal Religion Digital. Der kirchlichen Website Vida Nueva Digital sagte der peruanische Vorsitzende des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Erzbischof Miguel Cabrejos, die neue kirchliche Amazonas-Konferenz sei die Antwort auf die Forderung des Papstes nach einem neuen Verständnis der Synodalität.
Blick auf die drängendsten Probleme
Mit der Amazonas-Konferenz lenkt die katholische Kirche den Blick auf die drängendsten Probleme in Südamerika: Die Marginalisierung der indigenen Bevölkerung und die Umweltzerstörung. Nahezu täglich kommen Schreckensmeldungen aus Venezuela, Bolivien, Brasilien oder Kolumbien: Illegaler Bergbau, die Ermordung von Umweltschützern, Abholzung, Brandrodung und Drogenanbau zerstören den für das Weltklima so wichtigen Amazonas-Regenwald, vergiften seine Flüsse und bedrohen das Überleben der indigenen Völker.
Über all das soll nun die neue Amazonas-Konferenz berichten. Allerdings nahm sie ihre Arbeit in Zeiten der Corona-Pandemie erst einmal digital auf: Wie das katholische Netzwerk Repam in Quito mitteilte, fand die konstituierende zweitägige Sitzung wegen der Covid-19-bedingten Einschränkungen per Videoschalte statt. Neben den Kardinälen Claudio Hummes (Brasilien) und Pedro Barreto (Peru) seien auch vier Kardinäle aus Rom unter den Teilnehmern gewesen. Dem Projekt war eine monatelange Vorbereitungsphase vorausgegangen.
"Historisches" Ereignis
Der Peruaner Barreto sprach von einem "historischen" Ereignis. Die Conferencia Eclesial de la Amazonia sei eine einzigartige kirchliche Institution. Sie werde dem bestehenden Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM angegliedert, erhalte allerdings einen autonomen Status.
In der neuen Konferenz seien Bischöfe, Priester, Diakone und Angehörige der indigenen Völker aller Amazonas-Staaten vertreten. Den Vorsitz übernimmt der brasilianische Kardinal Hummes, der zugleich Präsident von Repam ist. Hummes ist damit die wichtigste Stimme der katholischen Kirche im Kampf um den Amazonas-Regenwald.
Große Hoffnungen
Entsprechend groß sind die Erwartungen. Das Portal Manos Unidos (Vereinte Hände) zitierte Kardinal Barreto, die kirchliche Amazonas-Konferenz sei der Ort, wo die Stimme der Indigenen gehört werde. Kardinal Hummes wurde mit den Worten zitiert, die Konferenz sei Teil der neuen Wege, die die Amazonas-Synode vorgeschlagen habe.
Auch in Deutschland werden große Hoffnungen in die neue Institution gesetzt: "Mit Hilfe der Konferenz können nun die brisanten ökologischen und kirchlichen Fragestellungen überregional bearbeitet und in bereits bestehende weltweite Diskurse eingespeist werden", sagte der Adveniat-Chef Michael Heinz.
Die Schaffung der Amazonas-Kirchenkonferenz geht auf das Schlussdokument der Amazonas-Synode zurück, die im Oktober in Rom stattgefunden hatte. Unter Punkt 115 heißt es in dem Text: "Wir schlagen vor, ein bischöfliches Organ zu schaffen, das die Synodalität zwischen den Kirchen der Region voranbringt." Es solle behilflich sein, "das amazonische Antlitz dieser Kirche zu konturieren und neue Wege für den Evangelisierungsauftrag zu entdecken". Dabei müsse die von Papst Franziskus in der Umweltenzyklika "Laudato si" (2015) entworfene Idee einer "ganzheitlichen Ökologie" stets im Blick bleiben.