Mit dem Abend des Gründonnerstages oder Hohen Donnerstages beginnt das österliche Triduum, das Gedächtnis von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Die Bezeichnung Gründonnerstag ist wahrscheinlich volkstümlichen Ursprungs und leitet sich wohl von der seit dem 14. Jahrhundert verbreiteten Sitte ab, an diesem Tag grüne Heilkräuter und grünes Gemüse zu essen. Möglicherweise hängt dieser Brauch mit der Symbolik des wiederkehrenden Frühlings zusammen, wie sie in den Hymnen der Fastenzeit mehrfach vorkommt. Denkbar ist auch eine Verbindung zum kirchlichen Sprachgebrauch des ausgehenden Mittelalters, der „grün“ in der Bedeutung „frisch“, d. h. „erneuert, sündlos“ kannte. Damit wäre ein deutlicher Bezug zur Bußpraxis der römischen Kirche gegeben, nach der die Bußzeit für öffentliche Büßer mit dem Gründonnerstag endete und sie wieder in die volle Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurden.
In der heiligen Messe am Abend steht das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern am Vorabend seines Todes im Mittelpunkt. Jesus feiert mit ihnen das jüdische Paschamahl und gibt bei diesem Ritus durch die Deutung von Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut dem Mahl einen neuen Sinn. Für uns gibt Jesus sich hin und stiftet in der Hingabe seines Lebens einen Neuen Bund. Dankbar für das kostbare Vermächtnis der Eucharistie erinnert uns diese Feier besonders an die Liebe des Herrn, die den Tod überdauert. Der Auftrag Jesu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19) führt die Christen immer wieder zu dieser Mahlgemeinschaft zusammen.
An der Stelle, wo die Synoptiker das Abendmahlsgeschehen berichten, spricht Johannes von der Fußwaschung. Weil Eucharistie und Fußwaschung zwei Seiten der einen großen Liebe Jesu verdeutlichen, wird in manchen Gottesdiensten an diesem Abend auch eine Fußwaschung vorgenommen.
Nach dem Gloria des Abendmahlsgottesdienstes verstummen Glocken und Orgel bis zur Feier der Osternacht. Vom Altar wird aller Schmuck entfernt, und die konsekrierten Hostien werden zu einem Nebenaltar getragen. Hier sind die Christen zur Anbetung eingeladen. In der Betrachtung der Abschiedsreden Jesu und im Gedenken an die Ereignisse nach dem Mahl (Verrat durch Judas, die Angst Jesu im Ölgarten, seine Gefangennahme, die Verleugnung durch Petrus und das Verhör vor dem Hohen Rat) bleiben sie so ihrem Herrn nahe.
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. April 2019