Grünhelme-Gründer Neudeck beklagt Stillstand in Afghanistan

Der Gründer und langjährige Leiter des Notärztekomitees Cap Anamur, Rupert Neudeck, hat sich besorgt über die Entwicklung in Afghanistan geäußert. Knapp fünf Jahre nach dem Sturz der radikal-islamischen Taliban sei die Entwicklungspolitik in dem Land "fast schon an ein Ende gekommen", sagte der Leiter der Organisation "Grünhelme" in einem epd-Gespräch kurz nach seiner Rückkehr aus Afghanistan.

Entwicklungshilfe kaum mehr möglich
Es herrsche eine neue große Unsicherheit und Unzufriedenheit. Die Gewalt gehen nicht nur von Taliban, sondern auch von anderen Gruppen aus. Neudeck plädierte für einen Abzug der US-Truppen, die durch ihr Verhalten die Situation verschlimmerten. Die deutschen Soldaten können nach seinen Worten wegen der Sicherheitslage ihr Quartier kaum noch verlassen, haben kaum Kontakt zur Bevölkerung.

Die Entwicklungshilfe erschöpft sich laut Neudeck oft darin, Seminare in teuren Hotels in Kabul abzuhalten. Während sich Kabul zu "einer europäischen Hauptstadt mit bayerischen Biergärten" entwickle, sei die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Investitionen in den Bau von Straßen, Dämmen und Industriebetrieben ausgeblieben, sagte Neudeck.

Auch für eine Organisation wie die "Grünhelme", die Schulen im Westen Afghanistans baut, sei die Lage wegen bewaffneter krimineller Banden schwieriger geworden. Das afghanische Gastrecht und das gute Ansehen, das Deutsche in Afghanistan genießen, seien früher die Grundpfeiler der Arbeit gewesen, so Neudeck.
(epd)