Mischkultur im Gemüsebeet

Gute Freunde

Er ist da der Frühling, auch wenn es heute vor der Tür nicht nach Frühling ausschaut. Aber: im Garten gibt es genug zu tun, vor allem wenn man im Sommer ernten will, sollte man jetzt säen.

Frühlingsgrün und Sonnenschein / © Sven Hoppe (dpa)

"Zwischen Bohnenhecken
und Dill- und Bertramskraut
hab ich mir ein paar Stecken
Tomaten angebaut.
Und reichlich Georginen,
sieh an, sie kommen schon,
und vor und hinter ihnen
Kohlrabi und Salat.
Ein Schmeckerchen Kamille,
ein Rüchlein Rosmarin,
und das es heil und stille,
die Minze zwischendrin."

..dichtete Josef Weinheber über seinen Bauerngarten. So locker-leicht-entspannt entscheiden, was diesen Sommer im Nutzgarten wachsen darf, das schafft nicht jeder. Tomate?! Gurke!? Radieschen?! Rote Beete!?

Da raucht der Kopf. Natürlich wird niemand sich Kartoffeln in die Erde legen, wenn er keine mag. Aber allein schon was es an Tomatensorten gibt, kann einen zur Verzweiflung bringen. Da hilft nur: Handeln mit System. Und ein seit vielen Jahrzehnten bewährtes System ist die Mischkultur.

Die Mischkultur kombiniert Gemüsesorten nach bestimmten Regeln:
- Gemüsesorten, die sich gegenseitig in ihrer Entwicklung fördern,
- Gemüsesorten, die flache oder tiefe Wurzeln haben, weil sie Nährstoffe in verschiedenen Bodentiefen nutzen
- Gemüsesorten, deren Nährstoffbedarf in drei Gruppen gegliedert wird,
je nachdem, ob sie viel, mittel oder wenig Nährstoffe verbrauchen.

Vorzüge der Mischkultur

Zugegeben, hier Freund und Feind auseinander zu fieseln ist auch erst mal Arbeit. Aber sie lohnt sich. In vielerlei Hinsicht: Es gibt weniger Krankheitsbefall, der Verbrauch an Gießwasser reduziert sich und schließlich muss man weniger Geld für Dünger ausgeben, weil sich durch die wechselnde Bepflanzung der Boden selbstständig regenerieren kann.

Erbsen und Zuckerschoten zum Beispiel, sind nicht nur ein Genuss für den Mittagstisch. Sie nähren auch die Erde, in der sie wachsen. Mit den sogenannten Knöllchenbakterien, mit denen die Lippenblütler in Symbiose leben, binden sie den Stickstoff aus der Luft und machen ihn so für nachfolgende Kulturen nutzbar.

Wer also noch weiß, wo er im letzten Herbst die Kartoffeln ausgebuddelt hat, ist klar im Vorteil. Genau dort fühlen sich Erbsen, Buschbohnen, Radieschen und Kräuter wohl und gedeihen gut. Wichtig dabei auch: wer verträgt sich gut? Gute Freunde sind zum Beispiel Zwiebel und Möhre. Der jeweilige Eigengeruch stinkt genau den Schädlingen der anderen Pflanze in der Nase. Und schon ist der Anfang gemacht.

Allerdings zu Beginn der alljährlichen Aussaat macht auch eine Familienkonferenz Sinn: Hatten wir letztes Jahr genug Erdbeeren – oder möchte jemand lieber Himbeeren haben? Ist auch in den Sommerferien immer einer da, der die Möhren gießen kann? Die werden nämlich holzig, wenn sie nicht gleichmäßig feuchten Boden haben. Und isst sie auch noch jeder gern?

Fruchtfolge hilft Boden und Pflanze

Und: Ein Gartentagebuch ist generell eine gute Idee. Für den Nutzgarten ist es fast unentbehrlich. Da wird die Mischkultur mit jedem Jahr noch leichter und erfolgreicher. Denn so lässt sich sicher nachhalten, wo welche Pflanze im Vorjahr gestanden hat. Und das ist wichtig, um die Fruchtfolge einzuhalten:

  • Starkzehrer wie Kartoffeln, Gurken oder Kohl bekommen den besten Platz: mit eingearbeitetem Kompost bietet ihnen nährstoffreiche Erde alles, was sie brauchen.
  • Mittelzehrer wie Erdbeeren, Zwiebeln, Salate, Fenchel und Mangold und viele andere Gemüse gedeihen auch im folgenden Jahr auf den Beeten der Starkzehrer noch gut.
  • Die Schwachzehrer brauchen entweder nicht viel. Wie etwa Kräuter, Radieschen und Feldsalat. Oder sie geben dem Boden sogar neue Stärke wie Buschbohne und Erbse. Sie können im dritten Jahr dort noch gut wachsen.

Und wer dem Boden eine richtige Pause gönnen will oder seiner Mischkultur-Ackerei, der könnte hilfreiche Blumen ausäen, zum Beispiel Phacelia.  Mit ihren Wurzeln sammelt auch sie Stickstoff im Boden. Und mit ihren Blüten nährt sie Bienen und Schmetterlinge. Und wer weiß? Vielleicht findet sich darüber am Ende des Sommers sogar ein eigenes Gedicht im Gartentagebuch – frei nach Josef Weinheber:

Zwischen Bohnenhecken
und Dill- und Bertramskraut
habe ich Blumen ausgesät
mich einfach so getraut.

(Claudia Vogelsang)