Gutes Klima beim gemeinsamen Reformationsgedenken in Schweden

Auch die Erzbischöfin fühlte sich pudelwohl mit dem Papst

Das Gemeinsame Reformationsgedenken von Papst und Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes war geprägt von Symbolik. Konkret voran geht es in kleinen Schritten: Das Gemeinsame Abendmahl steht auf der Agenda.

Autor/in:
Stefanie Stahlhofen
Gesten der Herzlichkeit und Nähe / © Ettore Ferrari (dpa)
Gesten der Herzlichkeit und Nähe / © Ettore Ferrari ( dpa )

"Es ist eine sehr wichtige Reise, eine sehr 'kirchliche' Reise, im Bereich der Ökumene" - das sagte Papst Franziskus im Flieger nach Lund, als er im Gang der Alitalia-Maschine einige Worte an die Journalisten richtete. Der Schwerpunkt für Franziskus war klar: Ökumene, das gemeinsame Reformationsgedenken mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Lund und Malmö.

Tatsächlich zog sich das Thema wie ein Roter Faden durch sämtliche Veranstaltungen der zweitägigen Reise unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung". Bei der Abschlussmesse zu Allerheiligen am Dienstag war unter den Tausenden im Swedbank Stadion in Malmö auch eine LWB-Delegation.

Fehlende Mahlgemeinschaft

Auch wenn die konkreten Schritte zum Voranschreiten im theologischen Dialog klein waren - eine Gemeinsame Erklärung, in der unter anderem das Thema gemeinsames Abendmahl angesprochen wird -, war die Stimmung gut. Als Ziel der ökumenischen Bemühungen schrieben LWB-Präsident Bischof Munib Younan und Papst Franziskus fest, die fehlende Mahlgemeinschaft, die "Wunde im Leib Christi" zu heilen. Dafür müsse der Einsatz im theologischen Dialog erneuert werden.

Bemerkenswert auch, dass Papst Franziskus nicht nur am Reformationstag in einer lutherischen Bischofskirche sprach, sondern auch, dass er in seiner Predigt nicht nur den Reformator Martin Luther würdigte - wie vor ihm bereits die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Er sagte in seiner Predigt auch, es habe auf beiden Seiten, bei Katholiken wie Lutheranern, den "ehrlichen Willen" gegeben, "den wahren Glauben zu bekennen und zu verteidigen". Damit ging er über die Aussagen seiner Vorgänger im Petrusamt hinaus.

"Meilenstein in den bilateralen Beziehungen"

LWB-Generalsekretär Bischof Martin Junge sprach am Montagabend von einem "Meilenstein in den bilateralen Beziehungen" zwischen Lutheranern und Katholiken, die seit genau 50 Jahren im Gespräch miteinander sind. Im Verhältnis zu 500 Jahren Reformation, in deren Folge es auch Religionskriege gab, ist das ein kurzer Zeitraum. Junge lobte die "fantastische Gemeinsame Erklärung", von der man noch lange zehren werde. Der Ökumene-Verantwortliche des Vatikan, Kurienkardinal Kurt Koch, sprach von einem "Neuanfang", und die Erzbischöfin der Lutherischen Kirche Schwedens, Antje Jackelen, sagte sichtlich gerührt, sie sei überwältigt. "Das ist größer, als ich beschreiben kann."

Vielleicht lag das auch daran, dass Papst Franziskus beim gemeinsamen Ökumene-Gedenken in der lutherischen Kathedrale von Lund auch sie sehr herzlich umarmt hatte. Sie habe sich sehr wohl und empfangen gefühlt, von Seiten der Katholiken Respekt und Neugierde gegenüber einer weiblichen Bischöfin erfahren, sagte Jackelen.

Gesten von Herzlichkeit und Nähe

Gesten wie diese, von Herzlichkeit und Nähe, von Einheit, gab es viele. Franziskus und Bischof Younan besiegelten ihre Gemeinsame Erklärung mit herzlicher Umarmung; LWB-Generalsekretär und Franziskus hielten ihre Predigten in Lund beide auf Spanisch. Zudem waren alle in den gleichen Farben gekleidet: weiß mit roter Stola.

Die Zusammenarbeit solle auch jenseits theologischer Fragen gestärkt werden, hieß es immer wieder. Passend dazu schlossen Caritas Internationalis, der Dachverband der nationalen Caritasverbände, und die Hilfsorganisation des Lutherischen Weltbundes "Lutheran World Federation - World Service" ein Kooperationsabkommen. In dem bei einer ökumenischen Veranstaltung im Stadion von Malmö unterzeichneten Text vereinbarten sie, etwa in der Flüchtlingshilfe oder bei Entwicklungshilfeprojekten stärker zusammenarbeiten.

Als "historisch" werteten viele diese Ereignisse der 17. Auslandsreise von Papst Franziskus - zum Auftakt des Gedenkens an den 500. Jahrestag der Veröffentlichung von Martin Luthers Ablassthesen 1517. Auch bei der Allerheiligenmesse am Dienstag im Swedbank-Stadion in Malmö war das ganz besondere ökumenische Klima dieser Reise zu spüren. Seine Predigt schloss Franziskus mit der Bitte an die Gottesmutter Maria, "den Dialog auf der Suche nach der vollen Gemeinschaft aller Christen" zu segnen, "damit wir die Heiligkeit in der Einheit erlangen".


Quelle:
KNA