Halbzeit bei der Bischofssynode

Synode, Stars und Stimmungen

Halbzeit bei der Weltbischofssynode in Rom: Am Montag legt deren Generalberichterstatter seinen zweiten Bericht vor - zusammen mit dem bisherigen Themenpapier die Grundlage für die zweite Synodenhälfte. 

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

Am Montag legt deren Generalberichterstatter, der ungarische Kardinal Peter Erdö, seinen zweiten Bericht vor. Er fügt darin dem bisherigen Themenpapier der Synode den Ertrag der 240 Wortmeldungen hinzu, das dann die Grundlage für die zweite Synodenhälfte und die zehn Sprachgruppen bildet. 

Erdö ist eine der meistbeschäftigten Personen der Bischofssynode zum Thema Familienpastoral. Das gilt auch für den neuen Synodensekretär Lorenzo Baldisseri, für den das Bischofstreffen Premiere und Feuerprobe zugleich ist. Unterstützt werden sie dabei vom italienischen Star-Theologen und Erzbischof Bruno Forte als "Sondersekretär" sowie 17 hochkarätigen Experten. 

Unerwartete Personalentscheidung

Allerdings hat Papst Franziskus, der bislang an fast allen Synodensitzungen aufmerksam aber schweigend teilnahm, zum Wochenende eine unerwartete Personalentscheidung verfügt. Er verstärkte das Trio Erdö - Forte - Baldisseri, das für kommenden Samstag das Schlussdokument erarbeiten soll, um sechs renommierte Synodale.

Denn dieses Dokument soll nicht nur eine Zusammenfassung der Beratungen ("Propositiones") bieten. Es bildet zugleich die Arbeitsgrundlage für die Bischofssynode 2015, die die Beratungen über die Familienpastoral fortsetzt. Und dieses wichtige Dokument will der Papst offenbar auf eine breitere Basis stellen. 

Einberufene "Stars"

Berufen wurden dabei Personen, die bereits jetzt die Synode mitgeprägt haben und wohl zu ihren Stars gehören: der vatikanische Kulturminister Gianfranco Ravasi, US-Kardinal Donald William Wuerl von Washington und Jesuitengeneral Adolfo Nicolas Pachon.

Dann zwei langjährige Papstvertraute und -mitarbeiter: Victor Manuel Fernandez, Rektor der Katholischen Universität Argentiniens, und Carlos Aguiar Retes, Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM. Für Asien ist der Koreaner Peter Kang U-il dabei. Ein afrikanischer Vertreter hingegen fehlt, obwohl die Bischöfe des Kontinents stärker als die Asiaten die Synode mitprägen. 

Gegensätze

Auch mit der Berufung von 26 zusätzlichen Mitgliedern hat Franziskus besondere Signale gesetzt. Unter ihnen ist etwa der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper, der im vergangenen Februar mit seinen Anfragen nach einem möglichen Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene in bestimmten Einzelfällen eine breite Diskussion angeregt hat. Berufen wurde aber auch einer seiner Gegenspieler, Kardinal Carlo Caffarra von Bologna. Beide zählen jetzt mit zu den Meinungsführern in der Synode. 

Dennoch führten unterschiedliche Positionen in der Synode nicht zu Polarisierungen, hieß es. Das Treffen sei geprägt von Offenheit und Respekt. Zur Lage der wiederverheirateten Geschiedenen, aber auch beim Verhältnis von Lehre und Barmherzigkeit oder bei Rechtsfragen um die Gültigkeit von Ehen gehe es stets um Konsens. Zudem habe sich die Synode den vielen Gefährdungen für Ehe und Familie durch Armut, Krieg und Migration gestellt - und von dort aus theologische Reflexionen eingeleitet, wie der kanadische Erzbischof Paul-Andre Durocher betonte. 

Spannende Wortmeldungen 

Durocher gehörte zu den Synodalen, die Vatikansprecher Federico Lombardi - bei einer ansonsten zurückhaltenden Pressearbeit - zu den täglichen Pressebriefings einlud. Offensichtlich hatten ihre Interventionen unter den Synodalen für besondere Aufmerksamkeit gesorgt. Dazu zählte auch der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin oder der Nigerianer Ignatius Ayau Kaigama aus Jos. Auffallend wenig trat dagegen diesmal der prominente New Yorker Kardinal Timothy Michael Dolan in Erscheinung. 

Aber auch die deutschsprachigen Synodalen haben mit ihren Wortmeldungen rasch Aufmerksamkeit auf sich gezogen. So war der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der sich bei einer Pressekonferenz auch auf Englisch und Französisch exzellent schlug, allenthalben gesuchter Gesprächspartner.

Ebenso der Wiener Oberhirte Christoph Schönborn, der zum Leiter einer französischen Sprachgruppe gewählt wurde. Schon von Amts wegen ist auch Kurienpräfekt Gerhard Ludwig Müller eine zentrale Gestalt der Synode. Allerdings, so heißt es, sind die Kurienleiter bei dieser Synode weniger dominierend als in der Vergangenheit.


Quelle:
KNA