Heße nannte Jaschke einen herausragenden Priester, der sich außerordentlich um die katholische Kirche in Norddeutschland verdient gemacht habe. "Meinungsstark, mit einer klaren Haltung und ohne Berührungsängste hat Weihbischof Jaschke der Kirche in der Öffentlichkeit ein Gesicht gegeben, und das weit über Norddeutschland hinaus", sagte Heße und hob besonders Jaschkes Engagement für die Ökumene und den interreligiösen Dialog hervor.
Prägende Figur der katholischen Kirche
Viele Jahre war Hans-Jochen Jaschke eine prägende Figur der katholischen Kirche in Deutschland. Seine zahlreichen Auftritte in Talkshows machten den Hamburger Weihbischof auch überregional bekannt. Seit seiner Emeritierung 2016 war es ruhig geworden um den Kirchenmann, der am 29. September seinen 82. Geburtstag gefeiert hätte.
Den Experten für Ökumene und interreligiösen Dialog zeichneten Offenheit, Humor, ein scharfer Intellekt und Mut aus. Als 2010 die Debatte um sexualisierte Gewalt an Kindern erstmals hohe Wellen schlug, war es vor allem Jaschke, der sich im Fernsehen bei den bekannten Talkshows Plasberg, Illner, Maischberger und Lanz kritischen Fragen stellte. Welche Ausmaße der Skandal bis heute annehmen sollte, hatte damals aber auch er nicht geahnt. "Mit diesen Dimensionen haben wir nie in den schlimmsten Albträumen gerechnet", bekannte er im vergangenen Jahr.
Osnabrücker Weihbischof
Jaschke kam Anfang 1989 als Weihbischof des Bistums Osnabrück, zu dem Hamburg damals noch gehörte, in die Hansestadt. Reich war die Themenpalette des promovierten Theologen, der zum Schülerkreis Joseph Ratzingers, des späteren Papstes Benedikt XVI., gehörte. Als Islam-Experte setzte er sich dafür ein, dass Muslime ihren Glauben praktizieren und Moscheen bauen können. Im Umgang der Religionen miteinander forderte er Augenmaß. "Wir können nicht alles gesetzlich regeln", sagte er etwa zum Thema Burkaverbot. Umgekehrt bekundete er die Erwartung, dass etwa Muslime die Bevölkerungsmehrheit "auch nicht vor den Kopf stoßen".
Immer wieder lobte Jaschke das gute Verhältnis von Katholiken und Juden und rief zu Wachsamkeit gegenüber Antisemitismus auf. Rechtspopulistische Positionen gegen Zugewanderte und Andersdenkende geißelte er als "braunen Sumpf", warnte Politik und Gesellschaft aber auch davor, auf dem linken Auge blind zu sein. 2009 wurde er als Vertreter der katholischen Kirche in den Rat der "Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung" berufen - schließlich hatte der Theologe persönliche Erfahrung mit dem Thema.
Geboren in Oberschlesien
Jaschke wurde 1941 im oberschlesischen Beuthen geboren. Nach der Vertreibung kam seine Familie 1945 ins niedersächsische Bückeburg. Nach dem Theologiestudium in Frankfurt und Münster wurde er 1967 zum Priester geweiht. 1989 folgte in Osnabrück die Bischofsweihe.
Als Bischofsvikar im 1995 gegründeten Erzbistum Hamburg war er Vorsitzender der Landescaritasverbände für Hamburg und Schleswig-Holstein. In der Bischofskonferenz war er lange Jahre auch Beauftragter für die Bundespolizei und Mitglied der gemeinsamen Konferenz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und der Bischöfe.
Geschick für die Ökumene
Sein Geschick in ökumenischen Angelegenheiten konnte Jaschke in der nordischen Diaspora hinreichend unter Beweis stellen. Nicht erst seit dem Hamburger "ökumenischen Katholikentag" im Jahr 2000 trat er immer wieder mit der evangelischen Bischöfin Maria Jepsen (76) auf - fast legendär ist ein Foto der beiden im Strandkorb. Jepsens Rücktritt im Juli 2010 im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen bedauerte "Hajo" Jaschke zutiefst. Der frühere evangelische Landesbischof Gerhard Ulrich nannte Jaschke einen "Brückenbauer über Religions- und Konfessionsgrenzen".
Im Oktober 2016 nahm der Papst den altersbedingten Rücktritt des Weihbischofs an. Als Ruheständler trat er nur noch selten in der Öffentlichkeit auf und musste sich auch einer Operation an der Aorta unterziehen. Die aktuellen Entwicklungen im hoch überschuldeten Erzbistum Hamburg beobachtete Jaschke bis zu seinem Tod kritisch. Die laufende Zusammenlegung der früher 80 Pfarreien der Diözese zu 28 Seelsorgeeinheiten bereiteten ihm Sorge, wie er in einem Interview sagte.
2018 zeigte sich der Weihbischof bei einer Demonstration für den Erhalt der katholischen Schulen Hamburgs, die aus finanziellen Gründen zum Teil geschlossen werden sollten. "Man muss die Leute ernstnehmen und ihnen zuhören", erklärte er. Einmal mehr stellte er damit sein Talent zu Ausgleich und Dialog unter Beweis, für das er seit jeher geschätzt wurde.