Keine AfD-Spenden für die Schützenbruderschaften

"Hat uns dazu gebracht, sehr wachsam zu sein"

Der Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften warnt seine Mitglieder, sie sollen keine Spenden der AfD annehmen. Dahinter stehe ein perfider Plan. Bundeschützenmeister Emil Vogt erklärt im Interview, was dahinter steckt.

Mit Orden und Ehrenzeichen geschmückter Schütze (dpa)
Mit Orden und Ehrenzeichen geschmückter Schütze / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Schützenbruderschaften berichten, dass Sie in der letzten Zeit vermehrt Spendenangebote von der AfD bekamen.

Emil Vogt (Bundesschützenmeister vom Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften): Ja, in den letzten Wochen boten uns unbekannte Personen aus Bundesländern, in denen es überhaupt keine Bruderschaften von uns gibt, hohe Geldspenden an, um unsere sozialen Aktivitäten zu unterstützen. Wir haben die Annahme verweigert, weil nach unserer Recherche hier offensichtlich über AfD-Kanäle ein für den BHDS kompromittierender Sachverhalt konstruiert werden sollte.

DOMRADIO.DE: Wie kommen Sie denn darauf, zu überprüfen, wer da was spendet? Machen Sie das sowieso turnusmäßig?

Vogt: Nein, das machen wir nicht turnusmäßig. Aber im konkreten Fall ging es um ein Spendenangebot eines früheren AfD-Wahlkampfmanagers aus Schleswig-Holstein. Für uns steht fest, dass diese Spende nur dazu dienen sollte, uns bloßzustellen. Nach dem Motto: Die Schützen möchten mit uns als AfD nichts zu tun haben, aber unser Geld nehmen sie gerne. Dazu würde auch passen, dass der AfD-Kontakt direkt danach fragte, ob wir auch Spendenquittungen ausstellen. Hier wollte man offenbar auf jeden Fall etwas schriftlich haben.

DOMRADIO.DE: Was ist aus Ihrer Sicht an diesen Spenden so gefährlich?

Vogt: Die AfD schon hat schon einmal versucht, uns im Rahmen der Änderung des Waffengesetzes in ihren Bann zu ziehen. Zum damaligen Zeitpunkt haben wir ganz klar gesagt: Wir distanzieren uns, weil das Menschenbild der AfD ein anderes ist als das unsere. Auch das Heimatbild von uns ist ein ganz anderes. Denn wir grenzen nicht ab, sondern wir versuchen, auf ein Miteinander zu setzen.

DOMRADIO.DE: Auf die Heimat kommen sie jetzt, weil ja der Slogan der Schützen auch heißt: Glaube, Sitte, Heimat. Und wenn man das an und für sich so hört, könnte man sagen, es könnte auch nach einem AfD-Slogan klingen.

Vogt: Richtig. Der Heimatbegriff von uns ist natürlich viel weiter zu betrachten. Für uns ist Heimat nicht nur der Ort, wo wir geboren und aufgewachsen sind. Vor allen Dingen definiert sich Heimat bei uns nicht über Herkunft, Nationalität, Hautfarbe oder Religion. Heimat ist für uns der Ort, an dem ich mich zuhause und geborgen fühle.

DOMRADIO.DE: Kommen wir auf den von Ihnen geschilderten Versuch der AfD zurück, eine Verbindung herzustellen zu den Schützenvereinen. Es heißt, dass dahinter eine regelrechte Strategie steht. Es ist die Rede von einem Strategiepapier, das heißt angeblich: "Strategie 2019 bis 2025: Die AfD auf dem Weg zur Volkspartei". Und bis zum Jahr 2025 sollen Jäger, Schützenvereine, Sportschützen, Brauchtumspfleger mit Spenden unterwandert werden. Aus der AfD wird die Existenz von so einem Papier dementiert. Haben Sie das mal gesehen?

Vogt: Ich habe über einige Veröffentlichungen der Medien von diesem Papier erfahren. Es wird also eindeutig darauf abgezielt, sich um Vereine und Verbände, die Traditionen pflegen, die Brauchtum leben, zu kümmern. Da gehören wir natürlich ganz eindeutig dazu. Die AfD will sich um diese Gruppe intensiv kümmern, um dann auch die Chance zu haben, für die Partei die entsprechende Plattform zu finden.

DOMRADIO.DE: Als Sie von diesem Papier erfuhren, war das auch ein Grund, besonders wachsam zu sein?

Vogt: Das hat uns dazu gebracht, in der Tat sehr wachsam zu sein. Im Rahmen des Waffenrechts hatte ich ja nochmals eindeutig gesagt, dass die rechten Populisten unter dem Deckmantel der Heimatverbundenheit Grenzen abschotten und Fremdenhass schüren wollen. Wir wollen da eindeutig zeigen, dass unser Heimatbegriff auf Miteinander setzt und nicht auf Ausgrenzung.

DOMRADIO.DE: Schließen sich die Mitgliedschaft bei der Schützenbruderschaft und eine AfD-Parteimitgliedschaft aus?

Vogt: Ich denke mir, ja. Da ist der Spalt viel zu groß, um eine Zusammenarbeit in jedweder Art auch nur anzudenken. Wir werden im Verband ernsthaft darüber nachdenken, und in diesem wichtigen Prozedere sind wir zurzeit, ob wir nicht auch eindeutig erklären, dass eine Mitgliedschaft in der AfD mit einer Mitgliedschaft in einer christlichen Schützenbruderschaft unvereinbar ist.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR
Mehr zum Thema