Hatte die Weihnachtsansprache von Charles religiöse Aspekte?

"Das hätte seine Mutter nie so gemacht"

Premiere in London: Zum ersten Mal hat King Charles eine Weihnachtsrede an sein Volk gehalten. Was er gesagt hat, welchen Raum der Glaube einnahm sowie welche Rolle zwei Regenschirme dabei spielten, weiß Adelsexperte Helmut Pathe.

 Sandringham: König Charles III. (r) verlässt die St Mary Magdalene Church nachdem er den Weihnachtsgottesdienst besucht hat / © Joe Giddens (dpa)
Sandringham: König Charles III. (r) verlässt die St Mary Magdalene Church nachdem er den Weihnachtsgottesdienst besucht hat / © Joe Giddens ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie war Ihr Eindruck von King Charles?

Helmut Pathe (Adelsexperte): Er hat es gut gemacht. In seiner ersten Ansprache als König hat er das gemacht, was viele von ihm auch erwartet haben. Er hat einen neuen Akzent gesetzt. Er wurde politisch. Das ist eigentlich in der Position des Königs oder der Königin gar nicht angezeigt. Aber er hat es auf eine Art gemacht, die spannend war.

Helmut Pathe (privat)

DOMRADIO.DE: Was hat er denn genau gesagt?

Pathe: Er hat es sehr geschickt gemacht, indem er alle Berufsgruppen ausdrücklich gelobt hat, die im Augenblick im Konflikt mit der Regierung Seiner Majestät liegen. Das wurde auch per Trailer eingespielt Er hat alle aufgeführt, die einen Konflikt haben. Das ist den Menschen schon deutlich geworden.

Das hätte seine Mutter nie so gemacht. Die hat das immer geschickt umschrieben und wollte sich auch nie politisch äußern. Aber seine Äußerung war durchaus politisch zu verstehen.

Helmut Pathe, Adelsexperte

"Das hätte seine Mutter nie so gemacht. Die hat das immer geschickt umschrieben und wollte sich auch nie politisch äußern."

DOMRADIO.DE: Die Queen hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass ihr Glauben ihr Kraft für ihr Leben und ihre Aufgabe als Monarchin gab. Dies war auch immer Teil in der Weihnachtsansprache. Wie war das bei King Charles? Kam der Glaube auch vor?

Pathe: Ja, erstmal natürlich durch den Ort, den er für seine Ansprache ausgesucht hat. Die ist vor 14 Tagen in der St. George's Kapelle in Windsor aufgezeichnet worden. Da stand er quasi über den Gräbern seiner Vorfahren.

Gesagt hat er unter anderem, das Weihnachten ein christliches Fest sei und dass gefeiert wird, dass die Kraft des Lichtes die Dunkelheit über Glaubensgrenzen hinweg überwindet. "Welchen Glauben sie also haben", so hat er die Zuhörer angesprochen, "oder ob sie gar keinen haben: Es ist dieses Leben gebende Licht, das uns für die Zukunft Hoffnung gibt." Das ist schon das Äußerste, was man von ihm erwarten kann.

König Charles III. bei seiner ersten Weihnachtsansprache / © Victoria Jones (dpa)
König Charles III. bei seiner ersten Weihnachtsansprache / © Victoria Jones ( dpa )

Er war nie so ganz deutlich nur weltliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche, sondern wollte das auch immer für alle anderen Glaubensgemeinschaften sehen. So hat er auch gesprochen. "Egal ob Sie in einer Kirche, einer Moschee oder einem Tempel feiern, es eint uns alle dieses Leben gebende Licht."

Helmut Pathe, Adelsexperte

"Welchen Glauben sie also haben", so hat er die Zuhörer angesprochen, "oder ob sie gar keinen haben: Es ist dieses Leben gebende Licht, das uns für die Zukunft Hoffnung gibt."

DOMRADIO.DE: Seine Mutter hat meist an einem Tisch gesessen mit wechselnden Fotos um sie herum, die auch immer eine Botschaft waren. Wie hat sich denn King Charles präsentiert?

Weihnachtsgottesdienst in Sandringham / © Joe Giddens (dpa)
Weihnachtsgottesdienst in Sandringham / © Joe Giddens ( dpa )

Pathe: In dieser St. George's Kapelle, die natürlich ganz eindeutig auch einen Bezug zu seinen Eltern gegeben hat, hat er seine Mutter noch einmal ausdrücklich erwähnt. Das haben auch alle von ihm erwartet, dass er noch einmal auf sie zurückkommt.

Sie hat ja immer aus dem Glauben heraus ihre Aufgabe als Königin erfüllt. So ein bisschen hat er da Bezug genommen. Der Ort war schon ein Teil der Botschaft.

Allerdings hat der Buckingham Palace dann im Anschluss daran deutlich betont hat, dass der Weihnachtsbaum und so wie er geschmückt sei, wiederverwendbar sei, damit man da auch dem Anspruch gerecht wird, ein "Ökomensch" zu sein.

St. George's Kapelle im Windsor Castle (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Es gab seit drei Jahren erstmals wieder einen gemeinsamen Weihnachtsgottesdienst der Royal Family in Sandringham. Aber in der Familie brodelt es. War denen etwas anzumerken?

Pathe: Nein, eigentlich nicht. Es war sogar sehr schön, dass auch Andrew und seine Töchter mit dabei waren. Andrew ist ja stark umstritten wegen seiner Beziehungen zu diesem Sexualverbrecher (der inzwischen verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, Anm. d. Red.). Aber zu diesem Gottesdienst durfte er, wenn ich das so sagen darf, kommen.

Das war sicher auch ein Zeichen, wie man Weihnachten deuten kann, dass es da auch innerhalb der Familie Vergebung geben kann. Harry und Meghan waren allerdings nicht dabei, die sind in Amerika geblieben.

Prinz Andrew, Herzog von York (M), und der Herzog von Susssex, Prinz Harry (dahinter) kommen zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. / © James Manning (dpa)
Prinz Andrew, Herzog von York (M), und der Herzog von Susssex, Prinz Harry (dahinter) kommen zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. / © James Manning ( dpa )

Aber aufgefallen ist mir noch, dass Charles und Camilla die beiden einzigen waren, die einen Regenschirm dabei hatten. Ich hatte das Gefühl, dass diese beiden älteren Herrschaften diese brauchten, um sich ein bisschen zu stützen. Das mag jetzt überinterpretiert sein. Auch unter den Menschen am Wegesrand habe ich niemanden mit einem Regenschirm gesehen.

Also, wie auch immer, es war auf jeden Fall sehr nett anzusehen, wie die ganze Familie von der Kirche wieder ins Sandringham-Haus zurück marschiert ist.

Helmut Pathe, Adelsexperte

"Ich hatte das Gefühl, dass diese beiden älteren Herrschaften die Regenschirme brauchten, um sich ein bisschen zu stützen."

DOMRADIO.DE: Wissen Sie denn, wie die Bescherung für die royalen Kinder ausgefallen ist?

Pathe: Nein, das weiß ich in diesem Jahr noch nicht. Das kriegt man immer erst ein bisschen später heraus. Aber üblich ist, dass die royalen Kinder so wie bei uns in Deutschland am Heiligen Abend beschert werden, wobei in Großbritannien es eigentlich üblich ist, Geschenke erst am ersten Tag zu verteilen.

Prinz George (l-r), Prinzessin Charlotte und Prinz Louis / © Kirsty Wigglesworth (dpa)
Prinz George (l-r), Prinzessin Charlotte und Prinz Louis / © Kirsty Wigglesworth ( dpa )

Aber diese Tradition auf Sandringham hat der Gatte von Königin Victoria, Albert, der Deutscher war, eingeführt. Der hat sichergestellt, dass die königlichen Kinder schon am Heiligen Abend beschenkt werden.

Die Präsente sind, soweit ich das von Kate weiß, immer Geschenke, die ihren Neigungen entsprechen. Also, der Älteste ist ja Fußballfan, da wird er irgendwas mit Bezug zum Fußball gekriegt haben und das Mädchen interessiert sich für Pferde und alles drumherum.

Und der Jüngste? Ja, da muss man mal gucken, was dem geschenkt wird.

DOMRADIO.DE: Der interessiert sich wahrscheinlich für die Geschenke seiner älteren Geschwister...

Pathe: Das kann gut sein, ja.

Das Interview führte Heike Sicconi. 

Royal Family feiert Weihnachten

Mit Skandalprinz Andrew, aber ohne den entfremdeten Prinzen Harry hat die königliche Familie das erste Weihnachtsfest ohne die Queen gefeiert. Mit König Charles III. an der Spitze erschienen die Royals am ersten Weihnachtstag erstmals seit der Pandemie wieder zum traditionellen Gottesdienst nahe ihrer Residenz Sandringham in Ostengland. Bei recht milden Temperaturen trug Prinz Louis (4), der jüngste Sohn von Thronfolger Prinz William und Prinzessin Kate, kurze Hosen. Zahlreiche Schaulustige warteten teils Stunden, um einen Blick auf die Royals zu erhaschen.

König Charles III. (l-r), seine Gemahlin Camilla, Prinz Louis, Prinzessin Charlotte und die Kate, Prinzessin von Wales, nach dem Weihnachtsgottesdienst / ©  Joe Giddens (dpa)
König Charles III. (l-r), seine Gemahlin Camilla, Prinz Louis, Prinzessin Charlotte und die Kate, Prinzessin von Wales, nach dem Weihnachtsgottesdienst / © Joe Giddens ( dpa )
Quelle:
DR