Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat am Samstag das jährliche Libori-Fest im Hohen Dom zu Paderborn eröffnet. In diesem Jahr steht das Fest im Gedenken an den Heiligen Liborius unter dem Motto "Du bist die Zuflucht der Armen in der Not". Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Diözesancaritasverbandes soll an die christliche Nächstenliebe erinnert werden. Während wegen Sturmböen und Regenfällen die Kirmes auf dem Liboriberg und alle Veranstaltungen in der Innenstadt abgesagt wurden, konnten in der traditionellen Prozession im Dom die Reliquien des Heiligen Liborius im goldenen Schrein aus der Krypta in den Hochchor überführt werden. Dabei erklang der Libori-Tusch aus dem Paulus-Oratorium von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Bis Dienstag werden die Reliquien im Hochchor bleiben.
Das Libori-Fest mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Kirche, Kirmes und Kultur habe nun begonnen, dürfe aber nicht nur "inhaltsleere Folklore sein", sagte Erzbischof Becker am Samstag vor den Gottesdienstbesuchen, unter ihnen auch der Nachfolger des Heiligen Liborius auf dem Bischofsstuhl der Diözese von Le Mans in Frankreich, Bischof Yves Le Saux. Christen müssten sich der Konsequenzen bewusst seien, sagte Becker. "Die Begegnung mit dem lebendigen Gott muss Folgen in unserem Alltag haben." Frohe Festtage dürften nicht blindmachen dafür, dass es auch Not und Elend gebe.
Neun Tage Kirche, Kirmes und Kultur
Beim Pontifikalamt am Hochfest des Heiligen Liborius am Sonntag griff Erzbischof Becker das Motto "Du bist die Zuflucht der Armen in ihrer Not" wieder auf. Die Frage, die zum Leben führe, sei: Wem bin ich Nächster geworden? Diese Frage stelle sich jeden Tag neu. "Das Leben Gottes beginnt dort, wo sich Menschen von der Not des anderen anfragen lassen", so Becker. Er nannte es tödlich, beim Helfen "Grenzen ziehen zu wollen". Kranke, Behinderte, Arbeitslose, Vereinsamte, Verschuldete sowie "Vertriebene und in der Welt Umhergetriebene" gehörten ins Zentrum der Gemeinden. "Jesus hat seine Kirche nicht als Gemeinschaft der Gesunden und der Starken gedacht, sondern als eine Gemeinschaft der Gesunden und Kranken, der Starken und Schwachen."
Becker dankte den vielen Ehren- und Hauptamtlichen, die sich vor Ort um Arme und Hilflose kümmerten. Dieser für die Kirche unersetzliche Dienst bedürfe einer gut arbeitenden Caritas-Organisation. Diese übernehme entlastend jene Aufgaben, die der einzelne Christ und die Gemeinden nicht leisten könnten.
Das Pontifikalamt wurde in Konzelebration mit allen anwesenden Bischöfen gefeiert. Am Schluss der Feier erteilte Erzbischof Becker den päpstlichen Segen. Im Anschluss daran folgte die traditionelle Prozession mit dem Allerheiligsten und dem Libori-Schrein mit eucharistischem Segen durch die Stadt. Das sogenannte Libori-Triduum endet am Dienstag mit einer Prozession um den Dom und anschließender Rückführung des Schreins in die Krypta. Die Kirmes in der Paderborner Innenstadt und zahlreiche Kirchen- und Kulturveranstaltungen gibt es noch bis zum kommenden Sonntag (2. August).
Mit den jährlichen Festlichkeiten in Paderborn wird an die Ankunft der Reliquien des Heiligen Liborius von Le Mans im Jahr 836 in Paderborn erinnert. Liborius soll den mittelalterlichen Heiligenlegenden zufolge im vierten, fünften Jahrhundert nach Christus 47 Jahre lang Bischof von Le Mans im heutigen Frankreich gewesen sein. Er wurde frühzeitig als Heiliger verehrt. Unter Kaiser Ludwig dem Frommen gelangten seine Gebeine nach Paderborn. Besonders von Paderborn aus verbreitete sich der Heiligenkult um Liborius. Er gilt als Helfer bei Krankheiten.
