Abschied von Bischof Lettman im Heiligen Land

"Die Menschen hier liebten ihn"

In einer Woche findet in Münster ein Requiem für Reinhard Lettmann statt. Die Menschen im Heiligen Land, wo der Münsteraner Altbischof starb, haben sich schon verabschiedet. Davon berichtet Bruder Nikodemus Schnabel im Interview.

Die Geburtskirche in Bethlehem / © Berthold Werner
Die Geburtskirche in Bethlehem / © Berthold Werner

DOMRADIO.DE: Der Zion nimmt Abschied vom Bischof – Das war das Motto der Trauerfeier. Wieso?

Schnabel: Nicht nur der Zion, ganz Jerusalem und das ganze Heilige Land. Bischof Reinhard war ja die letzten 20 Jahre intensiv mit dem Heiligen Land verbunden, insbesondere mit unserer Gemeinschaft. Und nicht nur auf dem Zion, als der Abtei in Jerusalem, sondern auch mit unserem Priorat am See Genezareth, wo er auch jetzt mit der Pilgergruppe noch Gottesdienst gefeiert hat. Meine Mitbrüder in Tabgah haben ihn noch lebend erlebt, ich bei dieser Pilgerfahrt leider nicht mehr. Er kam ja mehrmals im Jahr und niemals alleine.

Pater Nikodemus Schnabel / © dormitio.net
Pater Nikodemus Schnabel / © dormitio.net

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die Trauerfeier erlebt?

Schnabel: Die Pilgergruppe von Bischof Lettmann war dabei, unsere Gemeinschaft, unsere Studenten und sehr viele aus dem Heiligen Land, die ihm verbunden sind. Wir haben uns gewundert, wie die Kirche immer voller wurde. Und die Abschiedsfeier war nicht lange geplant. Das hat gezeigt: Das war keine Pflichtübung für die Menschen. Er hat das Land geliebt und die Menschen haben ihn geliebt.

DOMRADIO.DE: Wie hatten die Menschen der Pilgergruppe zuvor auf den Tod des Bischofs reagiert?

Schnabel: Nach der Trauerfeier habe ich mit vielen gesprochen, und was sie und mich wirklich beeindruckt hat: sein Versöhntsein. Natürlich kam der Tod unerwartet und war ein Schock. Dennoch haben viele gesagt, sie hätten gespürt, wie er das Land geliebt hat und wie sehr sie es ihm auch deshalb gönnen, dass er hier gestorben ist. Außerdem haben sie gespürt, dass er vorbereitet war. So hat er ein Tischgebet gesprochen, was er sonst nicht getan hat. 

Ein sehr altes, klassisches Gebet von uns Mönchen, das lautet: Zum Gastmahl des himmlischen Friedens führe uns der König der ewigen Herrlichkeit. Ein Gebet, was jedes irdische Essen schon auf das himmlische Mahl andeutet. Viele sagen, sie hätten da gespürt: Da hat jemand eine Ahnung, was gleich passiert.

DOMRADIO.DE: Was wird ihnen persönlich fehlen?

Schnabel: Die unglaublich schönen Abende mit ihren Gesprächen. Er hatte einen sehr trockenen Humor, den ich sehr geschätzt habe. Und es war einfach gut zu erleben, wie ein wirklich erfahrener Bischof mit mir als jungem Mönch spricht. Und nicht nur mit mir. Er hat uns alle sehr ernst genommen, vom Abt bis zum jüngsten Novizen. 

Interessant war auch, wenn er über das gesprochen hat, was ihn beschäftigt: Kirche im 21. Jahrhundert, Situation des Glaubens heute, die Herausforderungen in seiner Ortskirche. Dabei konnte man viel von ihm lernen. Und er war auch ein guter Zuhörer, der auch an unseren Fragen interessiert war.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Dormitio-Abtei

Dormitio-Abtei in Jerusalem / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Dormitio-Abtei in Jerusalem / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

Die deutschsprachige Benediktinerabtei der Dormitio gehört als Blickfang zur Silhouette Jerusalems. Der Bau des Klosters auf dem Zionsberg am Rande der Altstadt begann im März 1906. Es befindet sich dort, wo nach kirchlicher Überlieferung das Letzte Abendmahl Jesu und die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel stattfanden. Abt ist seit 2023 Pater Nikodemus Schnabel.

Quelle:
DR