domradio.de: Wie sieht denn Ihre mobile Kirche aus? Ich stelle mir das vor wie ein Rosenmontags-Pappmaché-Gebilde.
Sebastian Walde (Pfarrer in Heinsberg): Ich hoffe, dass sie wirklich so fröhlich rüberkommt, wie Sie das beschreiben. Es ist ein einfacher Kastenanhänger, wie sich ihn ansonsten Gewerbetreibende kaufen, um einen Pommeswagen darin zu installieren oder einen Gemüsestand. Nur ist in dem Fall ein Altarraum in diesem Kasten.
domradio.de: Sieht ein bisschen aus wie ein Kühlwagen.
Sebastian Walde (Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Heinsberg): Ja, er soll aber die Herzen erwärmen.
domradio.de: Sie haben diese mobile Kirche nun schon seit ein paar Wochen in Betrieb. Wo sind Sie denn bisher damit schon hingereist?
Walde: Begonnen haben wir auf dem Vorplatz unserer stationären Christuskirche. Dann waren wir auf dem Pausenhof der Sonnenschein-Grundschule hier in Heinsberg, im Altenheim Sankt Josef in Waldenrath und auf dem Heinsberger Weihnachtsmarkt, was der spannendste Ort war.
domradio.de: Dort haben Sie dann Ihre mobile Kirche aufgebaut und einfach geguckt, wer vorbeikommt oder sind Sie dahin bestellt worden?
Walde: Eigentlich ist das Prinzip, dass wir eingeladen werden. Wir hatten die Eröffnung am zweiten Adventssonntag und vorher nicht die Gelegenheit, das groß bekannt zu machen oder Werbung zu machen, weil es ungewiss war, ob die Kirche auch wirklich fertig wird. Dann wurde sie fertig und wir haben an diesem Sonntag im Rahmen des Gottesdienstes bekanntgegeben, dass wir eingeladen werden können. Sofort kamen auch schon die ersten Einladungen. Zu diesen Einladungen gehörte auch der Weihnachtsmarkt.
Wobei es auch Gottesdienste gibt, die ganz normal von der Gemeinde geplant sind. Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass Open-Air-Gottesdienste sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Deshalb war es auch eine Motivation, zu sagen: Lass uns doch eine mobile Kirche bauen, dann haben wir nicht so viel Aufbauarbeit, wenn wir irgendwo unter freiem Himmel einen Gottesdienst feiern.
domradio.de: Wenn Sie diesen Kirchenwagen mitnehmen, hängen Sie den an die Anhängerkupplung - hinten an den Gemeindebus. Wer finanziert die Idee eigentlich?
Walde: Die Idee trage ich ja schon lange mit mir herum. Aber, wie das in der Kirche oft ist; bei klammen Kassen gibt es viele gute Ideen, aber nicht jede lässt sich verwirklichen. Geholfen hat Messebauer Marcel Schuckel aus Heinsberg. Er hat mich zu seinem 50-jährigen Firmenjubiläum gefragt: Ich möchte gerne etwas Soziales machen; haben Sie nicht eine Idee? Ich habe ihm ein paar Vorschläge gemacht und die mobile Kirche hat ihn am meisten fasziniert. Man hat auch in der Umsetzung gemerkt, dass alle Mitarbeiter begeistert waren, dass sie auf einmal nicht einen Messestand sondern etwas für eine Messe bauen können.
domradio.de: Jetzt steht das Reformationsgedenken mit dem Lutherjahr 2017 vor der Tür. Was, glauben Sie, hätte denn Luther von Ihrer mobilen Kirche gehalten?
Walde: Ich glaube, es ist kein Zufall, dass es uns gelungen ist, die mobile Kirche erstens im Advent und zweitens zu Beginn des Reformationsjubiläumsjahres zu verwirklichen. Denn es war ja ein Anliegen von Luther, dass Kirche immer beweglich sein muss. Das setzt glaube ich diese Kirche sehr schön ins Bild.
domradio.de: Ist denn die Kirche jetzt schon komplett fertig?
Walde: Sie ist noch nicht ganz fertig ausgebaut. Es fehlen noch Schubladen und Fächer, sodass wir wirklich alles verstauen können, was wir mitnehmen wollen. Und, was mir ganz wichtig ist, ist die Kaffeemaschine.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.