Eigentlich wollten Kerstin (33) und Tobias (32) im Mai in der Duisburger Pfarrei Liebfrauen kirchlich heiraten. Doch die Corona-Pandemie hat den beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das katholische Bistum Essen, das für ihre Kirche zuständig ist, hat bis auf Weiteres alle Traugottesdienste untersagt. Die beiden reagierten gelassen, als sie vergangene Woche von dem Verbot erfuhren.
"Wir hatten uns wegen des Virus ohnehin schon Gedanken gemacht, ob es sinnvoll ist, die Hochzeit stattfinden zu lassen", sagt Kerstin. "Schließlich wollten wir mit vielen Leuten zusammen feiern, von denen manche auch zur Risikogruppe gehören." Das Paar hat sich bereits um die Absage der Feier gekümmert. "Zum Glück mussten wir für den Raum, in dem wir feiern wollten, keine Storno-Gebühren zahlen. Es waren wirklich alle sehr kooperativ."
Unterstützung gibt es von Hans-Walter Henze vom "Trauteam" des Bistums Essen. Er berät Paare bei der Organisation ihrer Hochzeit, vermittelt Kirchen und Geistliche oder erklärt auch einfach nur die Grundlagen der Zeremonie. In den vergangenen Tagen musste er mehreren Paaren die Nachricht der Absage überbringen.
"Viele Brautpaare haben gefragt, ob wirklich alles ausfallen muss oder ob sich das Thema nicht in zwei Monaten wieder geregelt haben könnte." In diesen Fällen bleibe ihm aber leider nichts anderes übrig, als auf die Vorgaben des Bistums zu verweisen. Für viele sei das zunächst ein ordentlicher Schock. Selbstverständlich helfe er bei der weiteren Organisation und der Planung einer neuen Feier.
Anfragen von verunsicherten Brautpaaren
Beim Bund deutscher Hochzeitsplaner häufen sich derzeit die Anfragen von verunsicherten Brautpaaren, die in den kommenden Monaten ihre Hochzeit geplant hatten. Bundesweit dürfen sich mindestens in den nächsten zwei Wochen nicht mehr als zwei Menschen in der Öffentlichkeit treffen. Von diesem Kontaktverbot seien auch Hochzeitsfeiern betroffen, sagt die Sprecherin des Bundes, Svenja Schirk. Für die Zeit danach sind die Regeln in den verschiedenen Bundesländern und Bistümern unterschiedlich. Schirk empfiehlt betroffenen Brautleuten: "Denken Sie über eine Verschiebung nach und klären sie mit allen Beteiligten, ob dies möglich wäre."
Viele Paare sind auch deshalb in Sorge, weil es bei Hochzeiten meist um ziemlich viel Geld geht. Für eine Party mit 100 Gästen werden schnell rund 20.000 Euro fällig - etwa für Caterer, Fotograf, DJ und Band. Ob im Fall einer Stornierung Zahlungen fällig werden, hängt laut Schirk unter anderem von den geschlossenen Verträgen ab. Wenn ein Paar die Hochzeit wegen Ansteckungsgefahr absage, müsse es die Kosten unter Umständen zu 100 Prozent tragen. "Wird etwas von behördlicher Seite abgesagt, kommt es ganz auf den Grund, das Land und die Art des Vertrages an." Schirk rät Betroffenen, rechtzeitig mit allen gebuchten Dienstleistern zu sprechen.
"Verunsicherung und Angst sind groß"
Die Sprecherin, die auch selbst als Dienstleisterin Hochzeiten plant, gibt zu bedenken: "Verunsicherung und Angst sind groß." So könne es passieren, dass zu einer mit 100 Gästen geplanten Feier plötzlich nur noch 30 erscheinen. Mit einer klaren Entscheidung könnten Brautpaare eine solche Situation verhindern.
Sollte die Feier doch stattfinden, empfiehlt Schirk eine Reduzierung der Personenzahl auf den engsten Kreis. Insbesondere ältere Menschen sollten ausgeladen werden. Und auch wenn es schwerfalle, solle auf Händeschütteln und Umarmungen verzichtet werden. Auf der eigens angelegten Internetseite corona.weddingrelations.de hat der Hochzeitsplaner-Bund wichtige Informationen für Paare zusammengestellt.
Kerstin und Tobias wollen ihre Hochzeit im nächsten Jahr nachholen. "Für eine genaue Terminplanung ist es zwar noch zu früh, aber wir haben uns Richtung Juni orientiert", sagt Kerstin. Weil bis dahin der Nachwuchs des Paares auf der Welt ist, folgen sie einer Idee von Trauberater Henze und planen ein ganz besonderes Fest. "Wir werden die Hochzeit dann direkt mit der Taufe verbinden. Also eine 'Traufe' feiern."