Im Schatten der Johanniskirche in Herford wächst seit hundert Jahren ein lebendiges Denkmal zu Ehren Martin Luthers: eine amerikanische Roteiche. Die eher ungewöhnliche Art dieser Luthereiche - bei der es sich in der Regel ja um eine Stileiche handelt - ist wohl dem Zeitgeist geschuldet. Denn im vergangenen Jahrhundert war es on vogue, mit solchen Roteichen Parkanlagen und freistehende Flächen zu bepflanzen.
"Die Roteiche wächst ähnlich schnell wie unsere Buche. Nach zehn Jahren merkt man schon, dass daraus ein richtiger Baum wird und nach zwanzig bis dreißig Jahren hat der einen ordentlichen Stamm“, erklärt Herwart Siebert. Er ist Förster in Herford und für die Luthereiche zuständig.
Geschenk für die Gläubigen
Für den Reformationstag haben er und seine Helfer im vergangenen Herbst Eicheln gesammelt, in eine Baumschule gegeben, wo aus den Eicheln kleine Sämlinge gezogen wurden. Die sind mittlerweile zu Setzlingen herangewachsen, etwa so hoch wie ein Schullineal und mit jeweils ein paar grünen Blättern.
Zum 500. Jahrestag der Reformation werden die jungen Eichen verschenkt. "Eingepackt in einen kleinen Topf kann man sie elegant nach dem Gottesdienst mitnehmen", sagt Siebert.
Der Eichenretter von Herford?
Damit haben Siebert und sein Team den kleinen Eichen übrigens "ihr Leben gerettet". Hätte man sie nämlich nicht vor einem Jahr aufgesammelt und in eine Baumschule gegeben, "dann hätte die Küsterin sie wohl mit dem Rasenmäher beseitigt", bestätigt Siebert das Alternativschicksal der Frucht.
Rechtfertigend fügt der Fachmann aber hinzu: "Es soll ja kein ganzer Eichenwald vor der Johanniskirche wachsen".