Blaue Briefe in der Fastenzeit

"He@ven on line"

Es ist ein Projekt des Bistums Essen, aber für jeden da: schließlich bewegt man sich bei "He@ven on line" im Internet! Für die Fastenimpulse kann sich jeder Interessierte anmelden und erhält jeden Tag außer sonntags einen "Blauen Brief".

"He@ven on line" – Fastenimpulse (heaven on line)

Für die Fastenzeit nehmen sich viele Christen etwas vor. Beispielsweise gibt es Fastenopfer wie der Verzicht auf Fleisch, Süßigkeiten, Fernsehen oder die Nutzung von Sozialen Medien. Mit "He@ven on line" gibt es noch eine andere Möglichkeit, sich in den kommenden Wochen auf Ostern vorzubereiten.

Die Online-Exerzitien sind ursprünglich für junge Erwachsene gedacht gewesen. Dass sich der Name zusammensetzt aus "heaven" – der Himmel – und "on line", weil das Projekt digital und im Internet abläuft, erklärt Mirjam Pesch. Sie und das Team planen "He@ven on line".

Vernetzt durchs Internet

Entstanden ist das Projekt 2009 in Hattingen-Schwelm. In der ländlichen Gegend wohnen viele Jugendliche ganz verstreut. Damit sie sich trotzdem die Fastenzeit über gemeinsam auf Ostern vorbereiten können, hat die dortige Jugendreferentin die Idee zu diesem Online-Angebot gehabt, das sich schnell über das ganze Bistum und dann auch bundesweit ausgebreitet hat.

Mit den Fastenimpulsen sollen möglichst viele Menschen erreicht werden, die anderenfalls womöglich keinen Zugang zur Fastenzeit und zum Osterfest gehabt hätten. Dabei spielt das Alter der Abonnenten der Impulse keine Rolle. Die sogenannten "Blauen Briefe" erhält jeder ins E-Mail-Postfach, der sich angemeldet hat.

Blaue Briefe

Die Initiatoren wollen das Image des blauen Briefes umdeuten – von der negativen Nachricht aus der Schule, weil die Leistungen nicht ausreichen, hin zu einer persönlichen Nachricht von Gott an einen selbst. Der "Blaue Brief" ruft den Leser zu einer Auszeit im Alltag auf, um sich Zeit für sich selbst zu nehmen und innerlich auf Ostern einzustellen. Die romantische Deutung des "Blauen Briefs" ist die Vorstellung, die Briefe fielen aus dem Blau des Himmels.

Was man als Teilnehmer aus dem "He@ven on line"-Impuls macht, ist jedem selbst überlassen. Wichtig ist, sich irgendwann am Tag Zeit dafür zu nehmen. Viele lesen ihn früh morgens auf dem Smartphone in der Straßenbahn oder im Bus. Manche nehmen sich die Auszeit auch vor dem Schlafengehen.

Täglicher Anstoß zum Nachdenken

Der "Blaue Brief" enthält ein Bild, das auch schon zum Nachdenken anregt und einen Text, der ins Thema des jeweiligen Tages einführt. Der passende Link dazu führt zu einem Song oder Internet-Clip und ist typisch für "He@ven on line". Er stellt die Verbindung zwischen der Alltagswelt und der persönlichen Welt her. Also dem, was einem täglich im Internet begegnet und der eigenen Glaubenswelt, sagt Kilian Schlattmann. Es kann ein Werbespot sein oder ein Musikvideo wie das mit Yvonne Catterfeld zu "Irgendwas".

Kilian Schlattmann hat zum Beispiel die Ideen für Songs oder Videos. Das Team und er lassen sich Fragen einfallen, die den Leser den Tag über begleiten. Sie regen ihn vor dem Hintergrund des Songs von Yvonne Catterfeld zum Nachdenken an. Der Impuls endet mit einem Gebet.

"Ich bin so frei!"

In diesem Jahr zieht sich das Thema "Ich bin so frei." durch die ganze Fastenzeit. Darin stecken zum einen die Beschäftigung mit Freiheit und Einschränkung und zum anderen das Ich und die eigene Identität.

Mit dem Fastenimpuls und aufkommenden Fragen lassen die Initiatoren die Teilnehmer nicht alleine, sondern geben ihnen einen Weggefährten oder eine Weggefährtin an die Hand. Sich von ihm oder ihr begleiten zu lassen, ist eine freiwillige Option. Ein Austausch per E-Mail kann hilfreich sein, um sich noch intensiver auf die Impulse einzulassen.

50 Weggefährten für unterwegs

Jeder Weggefährte hat eine Ausbildung in geistlicher Begleitung oder Wegbegleitung. Auch wenn diese Begleitung online erfolgt, ohne sich gegenseitig zu sehen, fanden viele Teilnehmer gerade das in den letzten Jahren hilfreich. Sie können viel mehr von sich selbst schreiben, hat Mirjam Pesch beobachtet.

Vielen jungen Erwachsenen falle es offensichtlich leichter, per E-Mail zu schreiben, was ihnen auf der Seele liegt und wie es ihnen in der Fastenwoche mit den Impulsen ergangen ist. Im Laufe der nächsten Woche antwortet der persönliche Weggefährte darauf.

Im Unterschied zu einer Katechese in einer Gemeindekirche, bei der man die Gesichter der Leute direkt vor sich hat und auf sie eingehen kann, stellen sich die Initiatoren von "He@ven on line" keine konkrete Person vor. Mirjam Pesch nennt es einen Vorteil dieser Projektart, "… weil wir tatsächlich nicht wissen, wer hinter dem Rechner sitzt, am anderen Ende der Leitung, und das liest."

Fasten auf andere Weise

"He@ven on line" bietet so allen eine Alternative für die Fastenzeit, die nicht auf etwas verzichten möchten, sondern deren Fastenopfer ist, sich selbst Zeit zu schenken. Zeit für sich selbst und für Gott, wenn man sie mit den "Blauen Briefen" verbringt.

Eine Anmeldung erfolgt kostenlos über die Internetseite heaven-on-line.de. Es gibt sowohl die Möglichkeit, ein Profil anzulegen als auch anonym die Impulse zu beziehen. Ab Aschermittwoch erscheinen die "Blauen Briefe" 40 Fastentage lang im E-Mail-Postfach. Eine kurze Version der Impulse ist auch auf der Facebook-Seite von "He@ven on line" zu lesen.


Mirjam Pesch / © Stefan Klinkhammer (heaven on line)

Kilian Schlattmann / © Stefan Klinkhammer (heaven on line)
Quelle:
DR