"Beim Recht auf Flüchtlingsschutz darf es keinen Lockdown geben", mahnte der kommissarische Vorsitzende der Migrationskommission der Bischofskonferenz, der Paderborner Weihbischof Dominicus Meier, am Donnerstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Geflüchtete hätten besonders zu leiden. Unter anderem sei es "infolge der Reisebeschränkungen viel schwerer geworden, in ein sicheres Land zu gelangen und einen Schutzstatus zu erhalten". Und wenn sie es nach Europa schaffen, sei zum Beispiel das Leben in Großunterkünften eine Gefahr: "Solche Zentren verhindern nicht nur die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sondern stellen ein ganz konkretes Gesundheitsrisiko für die darin lebenden Menschen dar."
"Staaten Europas werden ihren eigenen Grundwerten nicht gerecht"
Kirche und Zivilgesellschaft müssten hier immer wieder eine "humanitäre Wende in der EU-Flüchtlingspolitik anmahnen", wie es aktuell beispielsweise pax christi mit der Kampagne "Menschenrecht statt Moria" tue, ergänzte der Bischof: "Solange schutzsuchende Menschen an den EU-Außengrenzen den Tod finden, werden die Staaten Europas ihren eigenen Grundwerten nicht gerecht."
Meier hob hervor, dass trotz der Pandemie weiterhin Tausende Haupt- und vor allem Ehrenamtliche in der katholischen Flüchtlingshilfe in Deutschland aktiv seien. Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht für 2020 waren es rund 34.700 Ehrenamtliche und etwa 4.400 Hauptamtliche.
"An ihrem Engagement wird deutlich, was von Christinnen und Christen gefordert ist: auch unter erschwerten Umständen für die Rechte jener einzustehen, deren Menschenwürde in Gefahr ist", würdigte Meier das Engagement.
Mehr als 120 Millionen Euro für Flüchtlingsarbeit
Die 27 Bistümer und die kirchlichen Hilfswerke haben laut Bericht 2020 rund 123,9 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit im In- und Ausland ausgegeben: 86,1 Millionen Euro für internationale Projekte und 37,8 Millionen für Aktivitäten im Inland.
Schwerpunkte seien die Begleitung der Menschen in ihren verschiedenen Lebenslagen gewesen sowie die Förderung der Integration, die Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements und die Familienzusammenführung. Insgesamt habe man damit mindestens 154.000 Schutzsuchende erreicht.