domradio.de: Welche Nachrichten bekommen Sie aus Ihrer Partnergemeinde in Houston?
Martin Hundertmark (Pfarrer der Leipziger Thomaskirche): Die Nachrichten ähneln den Nachrichten, die wir auch über die Medien mitbekommen. Es ist katastrophal in Houston. Viele Menschen haben ihr Haus und ihre Wohnung verloren. Davon sind auch die Mitglieder der Partnergemeinde betroffen.
Es gibt auch Stadtteile, die nicht so stark betroffen sind, weil sie höher liegen. Aber das ganze Ausmaß der Katastrophe ist kaum in Worte zu fassen. Das Schlimmste daran ist, dass es wirklich noch weiter regnet und die ganze Katastrophe noch nicht ausgestanden ist, weil immer mehr Wassermassen in die Stadt hineindrücken.
domradio.de: Sie haben bei Facebook zu Spenden aufgerufen, sammeln über die Kollekten Geld und wollen vor Ort helfen. Außerdem planen Sie ein Benefizkonzert in der Thomaskirche. Wie und wem sollen diese Mittel dann helfen? Wie soll das konkret aussehen?
Hundertmark: Als wir von der Katastrophe erfahren haben, war der erste Gedanken: Was können wir tun und wie können wir den Menschen vor Ort helfen? Wir haben zunächst Kontakt aufgenommen.
So wie das in allen Städten ist, es gibt wohlhabende und weniger wohlhabende Menschen. Bei solchen Katastrophen sind die Armen immer die ersten, die verlieren, weil sie sich keine Versicherung leisten können, oder weil sie nicht genügend Mittel haben, um materielle Dinge, wie Möbel oder wichtige Geräte zu ersetzen, die in den Fluten verloren gegangen sind. Und genau da wollen wir ansetzen: Bei den Familien, die obdachlos geworden sind und die Hab und Gut verloren haben. Das wollen wir mit der Partnergemeinde koordinieren.
domradio.de: Das heißt, das Geld bekommen Ihre Kontakte vor Ort?
Hundertmark: Über unsere persönlichen Verbindungen nach Houston kommen die Gelder direkt bei den Betroffenen an.
domradio.de: Ist das Engagement als Partnerstadt automatisch anders als bei einer anderen Stadt?
Hundertmark: Die Verbindung ist noch mal eine stärkere. Ich möchte das mal mit Geschwistern vergleichen. In Notsituationen müssen Geschwister zusammenhalten. Jetzt ist eben eine solche Notsituation eingetreten. Wir stehen zusammen.
domradio.de: Städtepartnerschaft – das klingt nun erst mal sehr abstrakt. Wie ist denn die Verbindung zwischen den Gemeinden? Kennt man sich? Haben Sie am Sonntag mit den Mitgliedern Ihrer Gemeinde gesprochen. Was sagen die?
Hundertmark: Diese Städtepartnerstadt gibt es nun schon über 24 Jahre. In den letzten 20 Jahren haben wir uns gegenseitig besucht und uns ausgetauscht. Eine Gruppe aus Houston kommt jedes Jahr nach Leipzig und besucht das Bachfest. Viele Gemeindemitglieder haben also auch Gesichter vor Augen. Da ist die Betroffenheit auch noch mal größer als sonst schon.
domradio.de: Haben Sie schon etwas aus Houston gehört? Was sagen die Menschen vor Ort zu Ihrem Engagement?
Hundertmark: Von den Menschen, die jetzt noch gerettet werden, die auf ihren Häusern auf den helfenden Hubschrauber warten, haben wir natürlich noch nichts gehört. Da fehlt auch uns der Kontakt. Aber die Menschen sind je nach Region unterschiedlich stark betroffen. Nach unserem Spendenaufruf bei Facebook hat sich unter anderem eine Frau aus der Region gemeldet und sich bedankt. Sie schreibt, dass es für sie und die Menschen dort sehr wichtig sei, zu sehen, dass sie nicht alleingelassen werden. Für uns ein starker Antrieb weiter zu machen.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.
Spendenkonto:
Commerzbank Leipzig
Ev.-Luth. Kirchgemeinde St. Thomas
IBAN: DE29 8604 0000 0372 2121 00
Verwendungszweck: Houston-Hilfe