Hilfe für Kopten in Ägypten gefordert

Entsetzen nach dem Terror

Der jüngste Terror in Ägypten sorgt am Montag weiterhin für Entsetzen. Nach den Bombenanschlägen auf zwei koptischen Kirchen in Tanta und Alexandria meldete sich unter anderem Bischof Norbert Trelle zu Wort. Die Anschläge machten ihn fassungslos.

Vor der koptischen Kirche St. Georg in Tanta / © Nariman El-Mofty (dpa)
Vor der koptischen Kirche St. Georg in Tanta / © Nariman El-Mofty ( dpa )

Bei den Anschlägen auf die Kirchen wurden am Palmsonntag nach Regierungsangaben mindestens 44 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Der Präsident von missio München, Wolfgang Huber, appellierte an die Menschen guten Willens, sich den Predigern des Hasses entgegenzustellen. "Wir dürfen die Radikalen nicht gewinnen lassen, indem auch wir Gewalt und Hass unser Denken bestimmen lassen", erklärte er in München.

Erst kürzlich hatte der koptisch-katholische Bischof von Asiut, Kyrillos William, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) betont, er sehe in Ägypten große Fortschritte im Miteinander von Christen und Muslimen. Seit dem Amtsantritt von Präsident Abdel Fattah al-Sisi im Juni 2014 "merken wir viele Zeichen der Besserung". Seit 150 Jahren seien die Christen in Ägypten Bürger zweiter Klasse. Der Präsident sei sich "voll bewusst, dass unser Land nur eine Zukunft hat, wenn alle Ägypter zusammenhalten". In den Besuch von Papst Franziskus Ende April in Ägypten setze er, so der Bischof, viel Hoffnung.

Bischof Trelle: Hoffnung auf ein Ende der Gewalt

Dagegen mahnte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), koptische Christen dürfen in Ägypten nicht weiter ausgegrenzt werden. Es brauche ein klares Signal, dass Christen gleichberechtigte Bürger seien, erklärte GfbV-Afrikaexperte Ulrich Delius in Göttingen. Mit der Verhängung des Ausnahmezustands nach dem Doppelanschlag schüre al-Sisi den Unmut gegen koptische Christen, warnte Delius, "denn der Ausnahmezustand wird die Zahl der politisch motivierten Festnahmen noch weiter ansteigen lassen". Seit dem Machtantritt al-Sisis seien bereits über 67.000 Ägypten aus politischen Gründen festgenommen worden. "Wir fürchten, dass Kopten für jede neue Repression gegen Andersdenkende mit ihrem Leben bezahlen müssen."

Mit Bestürzung hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle auf die Anschläge reagiert. Die Barbarei, mit der betende Menschen angegriffen wurden, mache ihn fassungslos, schreibt er in einem am Montag in Hildesheim veröffentlichten Kondolenzbrief an den koptisch-orthodoxen Bischof in Deutschland, Anba Damian. "Von Herzen versichere ich Ihnen meine tiefe Verbundenheit", so der Bischof. Er schließe die Todesopfer sowie die Verwundeten und alle betroffenen Familien in sein Gebet ein.

Trelle versicherte dem höchsten Repräsentanten der koptischen Christen in Deutschland, dass die Gläubigen im Bistum Hildesheim sich mit den "koptischen Brüdern und Schwestern" verbunden fühlten. Von Herzen hoffe er, dass Gott der Gewalt ein Ende setzt, damit Frieden und Sicherheit Wirklichkeit werden in Ägypten und für die ganze Christenheit. In Deutschland gibt es acht koptische Gemeinden, zwei Bistümer und zwei Klöster. Sprecher der Kopten in Deutschland ist der im ostwestfälischen Höxter residierende Damian.

Ditib: Zusammenarbeit gegen Gewalt

Der Stephanuskreis der CDU/CSU-Bundestagsfraktion plädierte unterdessen für eine Überprüfung von Asylanträgen von koptischen Christen aus Ägypten. "Die Kopten sollen nicht grundsätzlich Asyl erhalten, aber bei den Fällen, die in der Diskussion sind, sollte genauer hingeschaut werden", sagte der Vorsitzende des überkonfessionellen Gesprächsforums, Heribert Hirte (CDU), im Deutschlandfunk.

Muslimische Verbände in Deutschland verurteilten die Bluttat. "Den Attentätern, ihren Hintermännern und Vordenkern halten wir entgegen: Ihr handelt nicht in unserem Namen", betonte der Vorstand des Liberal-Islamischen Bundes in Duisburg. Der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib pochte auf gemeinsame Zusammenarbeit gegen Gewalt. Dass die Angriffe in Ägypten direkt auf eine Gebetsstätte und Gläubige abgezielt hätten, "steigert unsere Besorgnis und Betrübnis umso mehr", hieß es in einer in Köln veröffentlichten Erklärung.

Bereits am Sonntagabend hatte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, auf Twitter geschrieben: "Heute sind wir Ägypter."


Quelle:
KNA