Frust hat Claudia Beck bislang nicht zu spüren bekommen. «Die Menschen sind enorm hilfsbereit, und sie haben viel Verständnis, wenn bestimmte Dinge nicht gebraucht werden», sagt die Sprecherin des Deutschen Caritasverbandes. Dabei sieht man sie immer häufiger, sowohl an Flüchtlingsunterkünften im eigenen Wohnort als auch in den Nachrichten: Schilder, dass keine Spenden mehr angenommen werden können.
Die Deutschen spenden gern. Bereits 2014 verzeichneten das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) sowie der Deutsche Spendenrat einen positiven Trend. Am häufigsten, hieß es in den Bilanzen, hätten die Menschen für kleine Organisationen und lokale Projekte gespendet. Insofern ist es nicht überraschend, dass die hohen Flüchtlingszahlen nun auf große Hilfsbereitschaft stoßen.
Wer vermeiden möchte, umsonst den Keller oder den Dachboden zu entrümpeln, für den hat Beck einen einfachen Tipp: "Vorher anrufen." Dafür gibt es - entgegen verbreiteter Vorstellungen - keine zentrale Stelle in Deutschland. Interessierte können sich an den Caritasverband, die Pfarrgemeinde oder das Rote Kreuz vor Ort wenden.
Zeit wird überall gebraucht
Auch wer ehrenamtlich helfen will, kontaktiert laut Beck am besten eine solche Anlaufstelle. Dolmetscher, Begleiter für Behördengänge oder Helfer bei Essensausgaben würden fast überall gesucht. Im Zweifelsfall lieber Zeit zu spenden, dafür wirbt das "Bündnis Entwicklung Hilft". "Damit hilft man mehr als mit abgenutzten Winterstiefeln oder einer halb kaputten Waschmaschine", so Sprecherin Melanie Huber.
Welche Sachspenden sinnvoll sind, hängt unterdessen stark von den Flüchtlingsgruppen im jeweiligen Ort ab. Windeln und Babynahrung werden oft gesucht, doch hier empfehlen Hilfsorganisationen eine Geldspende. Auch Medikamente können nicht ohne weiteres abgegeben werden. "Eine Geldspende ist eine gute Spende", betont die Sprecherin der Aktion Deutschland Hilft, Birte Steigert. Besonders hebt sie Benefizaktionen wie Schulbasare hervor, auf denen Schüler etwa Waffeln verkaufen und die Erlöse spenden. "So was freut uns sehr", sagt sie.
Bei immer mehr Aktionen können bestimmte Projekte gezielt unterstützt werden, etwa bei der Willkommensinitiative der Buchbranche. Ab dem 19. September können Kunden Geldspenden für die Ausstattung von Lern- und Leseecken für Flüchtlinge in Buchhandlungen in ganz Deutschland abgeben. Ein Expertenteam wähle Bücher aus, die von diesem Geld angeschafft und je nach Bedarf verteilt würden, so eine Sprecherin.
Vor allem Baby- und Männerkleidung wird gesucht
Wer lieber zu Hause Kleidung aussortiert, kann zwei Stapel bilden: gut erhaltene Sachen können - gewaschen und nach Geschlecht und Größe sortiert - gespendet werden; fleckige oder kaputte Stücke gehören eher in den Container. Auch hier ist eine konkrete Nachfrage sinnvoll: Derzeit werden vor allem Baby- und Männerkleidung gesucht, viele weibliche Flüchtlinge tragen nur langärmlige Kleidung. Für große Stofftiere oder Spielsachen ist in den kleinen Zelten oder Zimmern der Flüchtlinge oft kein Platz, lautet ein weiterer Tipp.
Was auch immer gespendet wird: Die Helfer bitten um eine persönliche Abgabe. Viele fahren selbst durch die Stadt, um Spenden abzuholen. Wenn Fahrräder oder Säcke voller Kleidung einfach vor Unterkünften abgeladen werden, können sie Schaden nehmen - oder die meist ehrenamtlichen Helfer schlichtweg in der Menge überfordern.
Eine neue Form der Hilfe entwickelt sich laut Steigert in den sozialen Netzwerken. "Schon vor drei, vier Monaten haben sich dort erste Initiativen gebildet." Inzwischen kommen etwa auf Facebook täglich neue Gruppen hinzu, deren Nutzer kurzfristig auf Aktionen, Gesuche und Angebote hinweisen. Etwa im "Neue-Nachbarn-Netzwerk" kann sich jeder einen ersten Überblick verschaffen; zudem gibt es Gruppen für einzelne Städte oder zu bestimmten Themen wie medizinischer Versorgung. Viele Zeitungen und Lokalradios sammeln ebenfalls Tipps und Ansprechpartner auf ihren Internetseiten.
Sollte sich dennoch kein sofortiger Abnehmer für eine liebevoll gepackte Spendenkiste finden, muss niemand frustriert sein. Der Tipp der Hilfsorganisationen: einfach aufbewahren - der nächste Bedarf kommt bestimmt.
Auch das Erzbistum Köln engagiert sich: Infos über die Aktion Neue Nachbarn finden Sie auf www.aktion-neue-nachbarn.de oder unter 0221-16421212