Hilfsorganisationen fordern Bestrafung von Hunger-Verursachern

Menschengemachtes Leid

Hunger in Afrika und anderen Teilen der Welt, Millenniumsziele auch sonst in weiter Ferne – Grund genug für Hilfswerke und Menschenrechtsorganisationen, eine Bestrafung von Regierungen und Firmen zu fordern, die das Menschenrecht auf Nahrung einschränken.

 (DR)

Naturkatastrophen wie die derzeitige Dürre in Ostafrika und der Klimawandel seien nicht allein der Grund dafür, dass noch immer eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern, sagte Bernhard Walter vom evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt" am Mittwoch in Berlin. "Der Hunger ist menschengemacht", betonte der Entwicklungsexperte.



Gemeinsam mit der Menschenrechtsorganisation FIAN legte "Brot für die Welt" anlässlich des Welternährungstags am 16. Oktober das Jahrbuch zum Menschenrecht auf Nahrung 2011 vor. Beide Hilfsorganisationen kommen in dem Bericht zu dem Schluss, dass durch verfehlte Agrarpolitik in den ärmsten Ländern, die Subventionen für Lebensmittelimporte aus Europa sowie das sogenannte Landgrabbing die Lebensmittelknappheit verschärft wird. Beim "Landgrabbing" geht es um das Aufkaufen von Boden in armen Ländern durch ausländische Investoren. Der Bericht enthält viele Beispiele aus Afrika, Südamerika und Asien.



Durch das jahrzehntelange Verlassen auf billige Lebensmittel aus dem Ausland liege die kleinbäuerliche Produktion in den ärmsten Ländern teilweise fast völlig brach, erklärte Roman Herre, Agrarexperte bei FIAN. Die "Zeche" für diese Entwicklung würden nun die Hungernden zahlen. So seien die Weltmarktpreise für Lebensmittel im vergangenen Jahr um ein Drittel gestiegen. Seit 2005 hätten sich die Nahrungsmittel sogar um 250 Prozent verteuert.



Aufruf zu verantwortungsvollerem Handeln

An Orten, wo kleinbäuerliche Strukturen heute funktionierten, würden nun viele Menschen vertrieben, weil ausländische Firmen das Land beispielsweise verstärkt zum Anbau von Energiepflanzen für die Benzinproduktion nutzen wollen, sagte Herre. Als Beispiel nannte er Kenia, wo erst kürzlich 32 Dörfer teilweise gewaltsam ausgelöst wurden, um Zuckerrohrfeldern zu weichen.



Walter forderte staatliche und nichtstaatliche Akteure wie Firmen und Fonds zu verantwortungsvollerem Handeln auf. Noch immer bleibe das Verletzen des Rechts auf Nahrung für die Verursacher straffrei. "Das führt dann auch immer wieder zu den gleichen Verhaltensweisen", sagte Walter. Nötig sei der Aufbau rechtsstaatlicher Institutionen auf nationaler Ebene sowie auf internationaler Ebene durch das Völkerrecht, um Verstöße gegen das Recht auf Nahrung zu ahnden.



Bis dahin sei es wichtig, die Namen der Verantwortlichen klar zu nennen. "Gerade Unternehmen werden zunehmend sensibel für Enthüllungen, weil sie einen Imageschaden befürchten", erklärte Walter.