Hilfsorganisationen zur Lage im syrischen Ost-Ghuta

 (DR)

Helfer haben nach eigenen Angaben keinen Zugang zu Ost-Ghuta. Der Jesuitenflüchtlingsdienst habe seine Aktivitäten auch in einzelnen Vierteln von Damaskus zwischenzeitlich komplett einstellen müssen, erklärte Pater Nawras Sammour. "Im Moment wissen wir nicht, wann und wo die nächste Bombe fallen wird." Der Nothilfekoordinator der Hilfsorganisation Care, Marten Mylius, erklärte, die Lage in Ost-Ghuta sei schon vor der aktuellen militärischen Zuspitzung dramatisch gewesen. "Jetzt geht es ums nackte Überleben", sagte er dem Westdeutschen Rundfunk. Es drohe ein ähnliches Szenario wie zuletzt in Ost-Aleppo, so Mylius.

Diese Befürchtung äußerte auch der Geschäftsführer von Misereor, Martin Bröckelmann-Simon. "Offenbar soll das Gebiet vernichtet werden, auf die Zivilbevölkerung wird keinerlei Rücksicht genommen", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur. Der Experte schloss sich der Forderung der Vereinten Nationen nach einem schnellstmöglichen Waffenstillstand an. Das Deutsche Rote Kreuz forderte ein Ende der Angriffe auf die Zivilbevölkerung sowie auf Krankenhäuser. "Mit den Kämpfen in Ost-Ghuta und der Region Afrin hat sich die humanitäre Lage in den letzten Tagen dramatisch verschlechtert. Sie ist für die Menschen unerträglich geworden", sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. Die von Hilfe größtenteils abgeschottete Zivilbevölkerung müsse geschützt werden. Auch für die humanitären Helfer sei die Lage unzumutbar. "Sie setzen täglich ihr Leben aufs Spiel." Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer waren zuletzt auch deren Mitarbeiter unter Beschuss vor Ort geraten.

Der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, betonte unterdessen die Bedeutung Deutschlands im Syrienkonflikt. "Deutschland hat mehr Einfluss in Syrien, als manche vielleicht meinen. Die Bundesregierung hat gute Kontakte zur Opposition und vielleicht noch wichtiger: zum Kreml. Diese Beziehungen werden immer wieder genutzt, um weitere Verschlimmerungen zu verhindern", sagte Perthes der "Passauer Neuen Presse" am Donnerstag. (KNA / Stand 22.02.2018)