Hilfswerk in Sorge um sudanesische Christin

Odyssee dauert an

Sie war zum Tode verurteilt und dann von einem Berufungsgericht freigesprochen worden. Doch am Flughafen wurde die 27-jährige Christin wieder festgenommen. Jetzt hat sie mit ihrer Familie Zuflucht in der US-Botschaft gesucht.

Sudanesin Mariam mit Kind (dpa)
Sudanesin Mariam mit Kind / ( dpa )

Die Odyssee der aus der Todeszelle entlassenen sudanesischen Christin Mariam Jahia Ibrahim Ishag dauert an. Wie der britische Sender BBC am Freitag unter Berufung auf den Anwalt der Frau berichtet, hält sich die 27-Jährige mit ihrer Familie in der US-Botschaft in Khartoum, der Hauptstadt des Sudan, auf. Anfang der Woche hatte ein Berufungsgericht das Todesurteil gegen Ibrahim aufgehoben.

Die Frau saß seit Februar in Haft, weil sie als Tochter eines muslimischen Vaters einen katholischen Christen, den aus dem Südsudan stammenden Daniel Wani, geheiratet hatte. Ihr wurde daraufhin Abfall vom muslimischen Glauben vorgeworfen, worauf nach strenger Auslegung des islamischem Scharia-Rechts die Todesstrafe steht. Ibrahim bestritt stets, Muslima zu sein. Vielmehr sei sie von ihrer Mutter im christlichen Glauben erzogen worden. Ihr Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen, als sie im Gefängnis ihr zweites Kind zur Welt brachte. Nach dem Ende der Stillzeit sollte sie hingerichtet werden.

Kurz nach ihrer Freilassung wurden die 27-Jährige und ihre Familie erneut verhaftet, als sie versuchten, in die USA auszureisen, wo ihr Mann eine zweite Staatsbürgerschaft besitzt. Ihre neuerliche Freilassung geschah dem BBC-Bericht zufolge unter der Auflage, dass sie den Sudan nicht verlässt. Ibrahim sagte dem Sender, sie wisse nicht, was nun geschehe. "Das überlasse ich Gott."

Missio berichtet über regelmäßige Schikanen

Hinter dem juristischen Tauziehen stecken nach Ansicht des katholischen Hilfswerks missio Aachen Konflikte zwischen dem muslimisch geprägten Sudan und dem mehrheitlich christlichen Südsudan, der seit 2011 unabhängig ist und aus dem Ibrahims Mann stammt. Die im Sudan lebenden Südsudanesen seien regelmäßig Schikanen durch die dortigen Behörden ausgesetzt, sagte der Sudanexperte von missio, Hans-Peter Hecking, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei komme oftmals das Scharia-Recht zur Anwendung, um auf die Betroffenen Druck auszuüben. Er sprach von einem Besorgnis erregenden Trend.

Ibrahims Verhaftung am Flughafen sei allerdings mutmaßlich ein Formfehler vorausgegangen, so Hecking. Die Frau habe sich offenbar mit Reisedokumenten aus dem Südsudan ausweisen wollen, obwohl sie aus dem Sudan stamme. Über das weitere Schicksal der Familie ließen sich derzeit keine verlässlichen Aussagen treffen.

Nach Informationen von missio ist Ibrahim, Tochter einer äthiopisch-orthodoxen Christin, vor der Heirat in die katholische Kirche eingetreten. Das Angebot, ihrem christlichen Glauben abzuschwören und zum Islam überzutreten, um so ihre Freilassung zu erwirken, habe sie mehrfach während ihrer Zeit in der Todeszelle abgelehnt, betonte Hecking.


Quelle:
KNA