Aufgrund der Wut, die sich in den vergangenen Jahren gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aufgestaut habe, sei die Gefahr von Vergeltungsschlägen sehr hoch ist, erklärte missio am Mittwoch in Aachen unter Berufung auf Partnerorganisationen vor Ort.
missio-Partner Pater Jens Petzold sagte in der Stadt Sulaymaniyya im kurdischen Nordirak, er erwarte in der Region 750.000 bis 1,5 Millionen Flüchtlinge, zumeist sunnitische Muslime. Ein Teil der zu erwartenden Flüchtlinge werde verdächtigt, nicht selbst gegen den IS gekämpft oder gar mit ihm zusammengearbeitet zu haben, sagte Petzold. Zudem fürchte man sich vor IS-Deserteuren und getarnten IS-Kämpfern, die in Flüchtlingscamps im kurdischen Teil des Nordiraks einsickern könnten.
Auseinandersetzungen vermeiden
Deshalb müssten die Identität der Flüchtlinge genau geprüft und die Flüchtlingslager sehr gut gesichert werden, um Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Flüchtlingsgruppen zu verhindern, erklärte der Pater. Er rief zugleich zur Versöhnung zwischen den Angehörigen verschiedener Religionen und muslimischer Konfessionen auf.
Ein weiterer missio-Partner, Emanuel Youkhana von der christlichen Hilfsorganisation Capni, sagte, er rechne in den kommenden Tagen mit einer Massenflucht aus Mossul. Die Gegenwehr des IS sei schwächer als gedacht. Es fehle aber an Ausrüstung zur Versorgung der Flüchtlinge, sagte Youkhana.
Dauer der Offensive unklar
Die irakischen Streitkräfte haben mit Unterstützung kurdischer Milizen und einer US-geführten Anti-Terror-Allianz in der Nacht zum Montag eine Offensive auf Mossul begonnen, um die Stadt nach mehr als zwei Jahren vom IS zu befreien. Nach Angaben aus UN-Kreisen könnte die Militäroffensive Wochen oder Monate dauern.