Hilfswerke fürchten Zusammenbruch des Gesundheitswesens in Gaza

Kein Krieg ohne verheerende Folgen

Das Gesundheitswesen im Gazastreifen steht nach Ansicht von Hilfsorganisationen kurz vor dem Zusammenbruch. Fast 90 Prozent der medizinischen Einrichtungen befänden sich in einem kritischen Zustand, teilte Care Deutschland am Freitag in Bonn mit. Teilweise würden in Krankenhäusern Patienten auf den Fußböden behandelt, da zu wenig Betten zur Verfügung stünden. Das UN-Hilfswerk verstärkt derweil die Ernährungshilfe für Gaza.

 (DR)

Die ständige Unterbrechung der Stromversorgung zwinge die Hospitäler zudem dazu, mit Generatoren die Arbeit aufrechtzuerhalten. Die Diakonie Katastrophenhilfe forderte einen freien Zugang für humanitäre Organisationen in den Gazastreifen, um die Zivilbevölkerung versorgen zu können. Davon hänge auch die weitere Betreuung der zahlreichen Verletzten ab, erläuterte das evangelische Hilfswerk in Stuttgart. Ähnlich hatte sich am Mittwoch die katholische Hilfsorganisation Caritas International in Freiburg geäußert. Beide Hilfsorganisationen stellten insgesamt 80.000 Euro für Soforthilfe zur Verfügung.

UN-Hilfswerk verstärkt Ernährungshilfe in Gaza
Das Welternährungsprogramm WFP verstärkt seine Hilfe im Gazastreifen. Seit kurzem erhielten zusätzlich 15.000 Palästinenser in Beit Hanun Grundnahrungsmittel, wie die UN-Organisation am Freitag an ihrem Hauptsitz in Rom mitteilte. Das Gebiet im Norden Gazas ist nach WFP-Angaben besonders schwer von den Kämpfen betroffen. Insgesamt seien dringend zusätzliche Nahrungshilfen im Umfang von 9 Millionen US-Dollar (rund 6,5 Millionen Euro) nötig.

Die jüngsten Militärangriffe behinderten die Versorgung von 265.000 Palästinensern, erläuterte die Organisation. Seit November hätten sich die Lebensbedingungen für die Bewohner von Gaza drastisch verschlechtert. Zu der Verknappung der Nahrungsmittel kämen Engpässe bei Brennstoffen und häufige Stromausfälle. Die Nahrungsvorräte des WFP gingen im kommenden Monat zur Neige.

«Die Zerstörung der lokalen Infrastruktur und die Engpässe bei Grundbedarfsgütern wie Treibstoff und Gas bedeuten, dass mehr Menschen in Armut geraten und keine andere Möglichkeit haben als Hilfe von der internationalen Gemeinschaft», erklärte die WFP-Vertreterin in den Palästinensergebieten, Christine van Nieuwenhuyse. Die augenblickliche Situation sei «erschreckend».

Unterdessen gingen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. Seit Samstag wurden unterschiedlichen Angaben zufolge mehr als 400 Menschen getötet, mindestens 2.200 Personen verletzt, 380 davon schwer. Israel will mit seinem Militäreinsatz gegen die Raketenangriffe der Hamas vorgehen. Die militanten Palästinenser ihrerseits wollen Israel mit Waffengewalt dazu zwingen, die Blockade des Gazastreifens aufzuheben.