Hilfswerke setzen auf lokale Partner im Sahel

"Anliegen der Bevölkerung besser verstehen"

Sie sind vor Ort, kennen Nöte und Bedürfnisse der Bevölkerung sowie Gefahren durch islamistisch Terrorgruppen. Jetzt soll die Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen in der Sahelzone in Afrika gestärkt werden.

Svenja Schulze (SPD, 2.v.l), Bundesentwicklungsministerin, spricht mit Frauen aus Dörfern im Norden von Benin  / © Christina Peters/dpa-Zentralbild/dpa (dpa)
Svenja Schulze (SPD, 2.v.l), Bundesentwicklungsministerin, spricht mit Frauen aus Dörfern im Norden von Benin / © Christina Peters/dpa-Zentralbild/dpa ( dpa )

Nach der Generalversammlung der Sahel-Allianz haben Hilfsorganisationen die Pläne begrüßt, verstärkt mit zivilgesellschaftlichen Organisationen in der Region in Afrika zusammen zu arbeiten. "Dies ist lobenswert, kann die Beziehungen auf eine neue Grundlage stellen und dabei helfen, die Anliegen der Bevölkerung - nicht nur der Eliten - besser zu verstehen", sagte Carsten Bockemühl, der beim Hilfswerk Misereor mit Sitz in Aachen für afrikapolitische Lobbyarbeit zuständig ist, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Dass das aus 27 Partnern bestehende Bündnis auf nichtstaatliche Partner setzt, liegt an auch an großen politischen Veränderungen. Mali, Niger und Burkina Faso werden von Militärs regiert. Die Zusammenarbeit gilt als schwierig, weil sich die Juntas offiziell bewusst vom Globalen Norden abgrenzen. Stattdessen werden Kooperationen mit Russland ausgebaut. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), die als Präsidentin der Allianz zuvor wiedergewählt worden war, betonte allerdings, man wolle sich weiter engagieren: "Wenn wir der Region den Rücken zudrehen, wird nichts besser, aber vieles schlechter."

Es bedarf Offenheit 

Die Helfer teilen diese Einstellung: "Es bedarf weiterhin einer Offenheit, mit den neuen Machthabern in Burkina Faso, Mali und Niger zusammenzuarbeiten", so Bockemühl. Wichtig seien auch praktische Maßnahmen. "Wir fordern, dass ein Hauptaugenmerk der Sahel-Allianz auf der nachhaltigen ländlichen Entwicklung und der Stärkung der Ernährungssicherheit im ländlichen Raum liegt."

Auch für Philipp Lang, Mali-Referent von Caritas International mit Sitz in Freiburg, ist die stärkere Einbindung lokaler Organisationen zentral. "Das gilt auch für die Planung. Es gibt gute Partner, die um eine Finanzierung kämpfen müssen." Wichtig sei allerdings, nicht zu hohe Erwartungen zu wecken. "Auf Konferenzen wird vieles betont.

Im Sahel prägt Religion den Alltag

Jetzt kommt es auf die Umsetzung in die Praxis an." Das gelte vor allem mit Blick auf die geplanten Mittelkürzungen im Bundeshaushalt 2025. Laut Entwurf soll der Etat des Entwicklungshilfeministeriums um rund eine Milliarde Euro auf 10,3 Milliarden Euro absinken. "Eigentlich möchte man sich mehr im Sahel engagieren, wofür aber weniger Geld zur Verfügung steht." Laut Johannes Seibel, missio-Pressesprecher, sollten auch Vertreter von Kirchen und Religion stärker in die Initiative einbezogen werden.

"Denn im Sahel prägt Religion den Alltag durch und durch. Die Politik im Westen setzt einfach noch zu stark auf zwischenstaatliche Entwicklungszusammenarbeit, obwohl im Sahel die staatlichen Strukturen prekär sind. Es wäre wichtig, dass die Sahel-Allianz künftig Gesprächspartnerinnen und Partner aus den Religionen und Kirchen im Vorfeld identifiziert und einlädt."

Schulbildung im Fokus

Die Initiative, die Deutschland, Frankreich und die Europäische Union im Jahr 2017 gegründet haben, will künftig außerdem verstärkt auf Bildung setzen und mindestens zwei Millionen Mädchen und Jungen bei ihrer Schulbildung unterstützen. Deutschland wird sich an der neuen Initiative mit 60 Millionen Euro beteiligen. Aufgrund von Einschüchterungen und Überfällen durch Terrorgruppen erhalten in der Region derzeit rund 40 Prozent der Grundschüler keinen Unterricht; mehr als 11.000 Schulen sind geschlossen.

 

Quelle:
KNA