Hintergründe zum Domjubiläum in Xanten

Der lebendige Stein

Die katholische Kirche in Xanten feiert schon seit Jahresbeginn das Jubiläum des gotischen Domes mit liturgischen Feiern und einem Kulturprogramm mit Konzerten, Ausstellungen und Vorträgen. Nun haben die Hauptfeierlichkeiten begonnen.

 (DR)

Was sind die zentralen Stationen des Jubiläums?

Das Motto des Festjahres stammt aus dem Ersten Petrusbrief und lautet: "Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein".  Am 25. August, wenige Tage nach dem eigentlichen Jahrestag (22.8.) der Grundsteinlegung vor 750 Jahren, zelebriert der Münsteraner Bischof Felix Genn die Festmesse. Zum anschließenden Festakt hat sich NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) angesagt. Die zweite zentrale Feier ist am 13. Oktober die "Große Viktortracht". Mehrere tausend Teilnehmer werden dazu erwartet, darunter der Utrechter Erzbischof Wim Kardinal Eijk und Joachim Kardinal Meisner. Franziskus hat den Kölner Erzbischof zum päpstlichen Gesandten für die Feierlichkeiten ernannt.  domradio.de überträgt live aus Xanten.

Was ist die Xantener Viktortracht?

Die "Große Viktortracht" (von tragen) ist eine Festprozession mit dem mittelalterlichen Schrein des heiligen Viktor, wie sie nur wenige Male in einem Jahrhundert stattfindet (zuletzt 1936, 1966, 1991). Dabei wird der rund 100 Kilo schwere Viktorschrein aus dem Hochaltar des Domes ins Freie getragen. Der Prozessionsweg führt bis zum Fürstenberg, dem legendären Ort des Martyriums der Thebäischen Legion.

Die Tradition der Viktortracht, erstmals verbürgt 1228, reicht wohl bis ins 12. Jahrhundert zurück, als der kostbare Reliquienschrein aus vergoldetem Silber entstand. Im Vertrauen auf die konkrete Hilfe der Heiligen waren solche religiösen Umzüge im Mittelalter weit verbreitet, um Hungersnöte, Pest oder politisches Unheil abzuwenden.

Im Spätmittelalter nimmt die Viktortracht eher den Charakter eines mehrtägigen Volksfestes an; für das Jahr 1464 wird von 200.000 Besuchern berichtet. Nach einer jahrhundertelangen Unterbrechung (seit 1487) wurde die Tradition im 19. Jahrhundert erneuert. Die neuzeitlichen Viktortrachten sind vor allem als öffentliche Glaubensbekundungen zu verstehen. Bischof Clemens August Graf von Galen predigte etwa 1936 öffentlich gegen den Nationalsozialismus. Die Viktortracht von 1966 war eine Danksagung für den mühsamen Wiederaufbau nach dem Krieg.

Was ist ein Stift?

Ein Stift war bis ins 19. Jahrhundert eine geistliche Gemeinschaft (vielfach adliger) Weltpriester, die an einer bestimmten Kirche für deren Gottesdienste sorgten. Anders als in einer Ordensgemeinschaft konnten die Mitglieder eines geistlichen Stifts (Chorherren, Kanoniker) privates Eigentum behalten, sie bezogen zumeist Einkünfte aus dem Land- und Gutsbesitz des Stifts. Stifter dieser Einrichtungen waren in der Regel Adlige, die sich damit ihr Seelenheil sichern und/oder regionalen politischen Einfluss gewinnen wollten. Obwohl das Xantener Stift 1802 unter Napoleon aufgehoben wurde, trägt der Pfarrer der Domgemeinde bis heute als Ehrentitel die Bezeichnung des Stiftsvorstehers: "Propst".

Wie kam Xanten zu seiner Bedeutung?

Das Römerlager Castra Vetera, errichtet um 13 vor Christus, war die Keimzelle für die Colonia Ulpia Traiana, die einst drittgrößte römische Stadt nördlich der Alpen. Die Franken nutzten die Ruinen später als Steinbruch für eine aufblühende Siedlung, die sich um ein christliches Heiligtum gruppierten.

Seit karolingischer Zeit war das Chorherrenstift St. Viktor über Jahrhunderte geistliches und wirtschaftliches Zentrum der Region. Obwohl 1614 preußisch geworden, blieb Xanten - anders als die anderen Städte der Region - katholisch geprägt, wohl bedingt durch das politische und wirtschaftliche Gewicht des Stifts. Heute ist Xanten mit seinen 21.500 Einwohnern ein beliebtes Ausflugsziel.

Wieso hat Xanten einen Dom?

Der Xantener Dom war nie Bischofskirche. Bis zur Aufhebung 1802 hatte hier das Stiftskapitel das Sagen. Das volkstümliche Wort "Dom" bezeichnet nicht immer eine Kirche mit Bischofsstuhl ("cathedra", Kathedrale), sondern heißt ursprünglich nur lateinisch "domus", Haus (Gottes). Andere Beispiele der weiteren Umgebung sind der "Bergische Dom" in Altenberg - eine frühere Klosterkirche der Zisterzienser -, der "Siegdom" (katholische Pfarrkirche St. Laurentius) in Windeck-Dattenfeld oder der "Willibrordi-Dom" (evangelische Pfarrkirche) in Wesel.


Quelle:
KNA