Hintergrund - Deutsche Sea-Watch-Kapitänin fordert italienische Regierung heraus

 (DR)

Die Kapitänin des Rettungsschiffs der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch ist bereit, die Konfrontation mit der italienischen Regierung weiter eskalieren zu lassen. Wenn es keine Einigung über die Migranten an Bord gebe und das Schiff somit nicht anlegen dürfe, sei sie bereit, ohne Erlaubnis in den Hafen der Insel Lampedusa zu fahren, sagte Carola Rackete der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. "Die Situation (auf dem Schiff) ist aktuell sehr angespannt." Sie könne nicht mehr für die Sicherheit der Menschen an Bord garantieren. Manche drohten, über Bord zu springen.

Am Mittwoch hatte sich Rackete, die bei Kiel geboren ist und dann im Landkreis Celle in Niedersachsen gelebt hat, über ein Dekret von Innenminister Matteo Salvini hinweggesetzt und war unerlaubt in italienische Hoheitsgewässer gefahren. Vor Lampedusa wartete die "Sea-Watch 3" dann mit 42 Migranten auf eine Hafenerlaubnis. Das Schiff hatte die Menschen am 12. Juni vor Libyen aufgenommen.

Italien will Migranten von zivilen Schiffen nicht mehr an Land lassen, wenn andere EU-Staaten sich nicht bereiterklären, Menschen zu übernehmen. Bundesinnenminister Horst Seehofer sagte am Donnerstag: "Der Stand der Dinge ist jetzt bei vielen Schiffen in der Vergangenheit immer so, dass wir als Bundesrepublik Deutschland bereit sind, einen Teil von diesen Flüchtlingen aufzunehmen, wenn andere EU-Länder dies auch tun."

Der EU-Kommission warf er vor, im Ringen um eine Lösung zu wenig zu tun. "Bei "Sea-Watch 3" haben wir jetzt eben das Problem, dass andere EU-Länder äußerst zurückhaltend sind, und leider Gottes die EU-Kommission sich nicht richtig und nicht intensiv genug dafür einsetzt", sagte der CSU-Politiker am Rande der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts in Berlin. EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos appellierte am Donnerstag an die EU-Staaten, sich solidarisch zu zeigen.(dpa)