Historiker hält verheiratete Priester für selbstverständlich

"Rückgrat zeigen und mutig sein"

Aus Sicht des Kirchenhistorikers Hubert Wolf wäre die Weihe verheirateter Männer zu Priestern in der katholischen Kirche kein Bruch mit kirchlicher Tradition. "Wir stellen ein Konzept, das es schon gegeben hat, wieder her".

Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)
Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari ( KNA )

Verheiratete Priester etwa waren in der Kirchengeschichte selbstverständlich", sagte er am Freitag im Interview mit dem Portal kath.ch. "Wenn es historisch plausibel begründbar ist, dann sehe ich keinen Grund, warum etwas, was 1000 Jahre gut war, jetzt plötzlich schlecht sein soll."

Ortsbischöfe sollten "endlich mal Rückgrat zeigen und mutig sein"

Hubert Wolf, Kirchenhistoriker, am 2. Februar 2016 in Münster. / © Andreas Kühlken (KNA)
Hubert Wolf, Kirchenhistoriker, am 2. Februar 2016 in Münster. / © Andreas Kühlken ( KNA )

Der Münsteraner Historiker und Priester sieht die Initiative nun vor allem bei den Ortsbischöfen. Diese sollten "endlich mal Rückgrat zeigen und mutig sein", forderte Wolf. Statt Anfragen im Vatikan sollten sie direkt an den Papst schreiben und ihre Absicht erklären, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. In der Geschichte habe es immer wieder "gleichzeitig unterschiedliche Antworten auf die ein und dieselbe Frage" gegeben, "ohne, dass dadurch die Einheit der Kirche in Gefahr geraten ist", sagte Wolf. "Das ist durch und durch katholisch".

Synodalversammlung sei Debattierklub ohne rechtliche Kompetenzen

Kritisch äußerte sich Wolf zum Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland und warnte nach Abschluss des Projekts vor Frustration. Statt die von den Laien in Deutschland geforderten Reformen voranzubringen, sei die Synodalversammlung nur "ein Debattierklub, der keinerlei rechtliche Kompetenzen hat", so der Historiker. "Die Bischöfe müssen ihre bischöfliche Macht anwenden, anstatt irgendwelche synodalen Prozesse vorzuschieben."

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
KNA