Abschließend erteilte er den Segen "Urbi et orbi", den feierlichsten Segen der katholischen Kirche, der mit einem Ablass unter anderem für Kranke und Sterbende verbunden ist. Der Freitag war für Italien den schwärzeste Tag in der Corona-Krise. Der Zivilschutz meldete 919 Tote.
Wegen der Ausgangsbeschränkungen blieb der Petersplatz, auf dem sich sonst Zehntausende versammeln, für Gläubige gesperrt. Radio- und Fernsehanstalten aus aller Welt sowie vatikanische Medien übertrugen die Zeremonie live.
Franziskus wertete die Situation als eine Krise, die falsche Gewissheiten und Prioritäten der Weltgesellschaft aufdecke. Dabei verwies er auf Allmachtsdenken, Gewinnsucht und Rücksichtslosigkeit gegenüber Schwachen und ökologischen Ressourcen. "Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden", sagte der Papst.
Mittelalterliches römisches Kruzifix
Zu Beginn der Feier stieg der 83-Jährige allein die Stufen des Petersdoms empor. Zu den Seiten des Hauptportals waren ein mittelalterliches römisches Kruzifix aufgestellt, das an das Ende der Pest 1522 erinnert, und die Marienikone "Salus populi Romani". Beide Bildnisse werden von Gläubigen in persönlichen Nöten aufgesucht. Franziskus hatte sie am 15. März in einer privaten Wallfahrt besucht, um ein Ende der Pandemie zu erflehen.
In seiner Ansprache würdigte der Papst diejenigen, die sich für eine Überwindung der Krise einsetzten. Ausdrücklich nannte er Ärzte und Krankenschwestern, aber auch Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuer, Transporteure, ehrenamtliche Helfer und Geistliche. Es seien viele, "die verstanden haben, dass niemand sich allein rettet".
Besonders Eltern und Erzieher zeigten Kindern, "wie sie einer Krise begegnen und sie durchstehen können". Viele Menschen übten sich in Geduld, verbreiteten Hoffnung und seien darum besorgt, keine Panik zu verbreiten, sondern Mitverantwortung zu fördern, so Franziskus.
Anschließend betete der Papst lange vor der Marienikone und dem Kruzifix sowie vor dem Allerheiligsten, einem Schaugefäß mit einer geweihten Hostie, in der nach katholischer Lehre Christus gegenwärtig ist.