Yad Vashem und Auschwitz-Komitee begrüßen Facebook-Entscheidung

"Historischer Schritt"

Auschwitz-Überlebende weltweit begrüßen die Entscheidung von Facebook, Holocaust-Leugnung zukünftig von den Seiten des Sozialen Netzwerks zu verbannen. Das Internationale Auschwitz-Komitee sieht darin eine große, symbolische Bedeutung.

Facebook / © Jens Büttner (dpa)
Facebook / © Jens Büttner ( dpa )

Die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem hat die Entscheidung von Facebook begrüßt, Holocaust-Leugnung zukünftig von den Seiten des Sozialen Netzwerks zu verbannen. Man ermutige Facebook zur Umsetzung der neuen Richtlinien in der Hoffnung, "dass sie mit der Zeit dazu beitragen werden, alle Formen von Antisemitismus, Hass und Fanatismus zu bekämpfen, die uns sowohl online als auch offline plagen", sagte die Leiterin der Kommunikationsabteilung der Gedenkstätte, Iris Rosenberg, laut einer Mitteilung von Montagabend.

"Lange überfällige Entscheidung"

Yad Vashem setze sich seit langem dafür ein, Holocaustleugnung als Antisemitismus und Hassrede einzuordnen. Antisemitismus sei nicht einfach durch Schlagwörter, Phrasen oder Algorithmen zu identifizieren, heißt es in einem jüngsten Brief des scheidenden Yad-Vashem-Direktors Avner Schalev an Facebook-Chef Marc Zuckerberg. Vielmehr seien menschliches Verständnis und Sensibilität erforderlich, um solche Beiträge zu erkennen und zu bannen.

Auch Auschwitz-Überlebende weltweit begrüßten die Entscheidung von Facebook. Angesichts der weltweiten Einflussmöglichkeiten des Internetkonzerns und mit Blick auf die große Zahl der Nutzer sei dies eine "lange überfällige Entscheidung", erklärte das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) am Montagabend in Berlin.

IAK-Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner sagte: "Angesichts der weltweiten Gewaltbereitschaft von Antisemiten und rechtsextremen Hasspredigern ist diese Entscheidung von großer symbolischer Bedeutung. Holocaust Leugner werden ihre Lügen und ihren Hass nicht mehr über Facebook verbreiten können." Es sei gut, dass Facebook-Chef Zuckerberg letztlich doch die Bedeutung seiner Macht und die verbale und reale Existenz rechtsextremen und antisemitischen Hasses erkannt habe.

Hintergrund: Zunehmender Antisemitismus

Am Montag hatte Zuckerberg angekündigt, dass Inhalte, in denen der Holocaust geleugnet oder verfälscht wird, künftig weltweit auf den Facebook-Seiten verboten werden. Als Grund gibt er zunehmenden Antisemitismus an. Seit langem hatte es immer wieder Kritik am Umgang von Facebook mit entsprechenden Inhalten gegeben.

Das Spannungsfeld zwischen Redefreiheit und dem Schaden, der durch das Kleinreden oder die Leugnung des Holocaust verursacht werde, habe ihm zu schaffen gemacht, so Zuckerberg. Zugleich verwies er auf Daten, die eine Zunahme von antisemitisch motivierter Gewalt zeigten. Und angesichts des «aktuellen Zustands der Welt» halte er ein Verbot für die richtige Entscheidung. Die neue Regelung gilt laut «Spiegel» auch für das ebenfalls zum Facebook-Konzern gehörende Instagram.

Keinen Platz für Hassinhalte bieten

Der Jüdische Weltkongress (WJC) lobte den Beschluss des Unternehmens und sprach von einem "historischen Schritt". Die Ankündigung sende eine "starke Botschaft" aus, dass Facebook nicht zulasse, dass die Plattform für die Beförderung von Hass missbraucht werde, schreibt der WJC auf Facebook. Leugnung, Verharmlosung und Relativierung des millionenfachen NS-Mordes an den europäischen Juden verbreite Hass und Verschwörungen über Juden und andere Minderheiten.

Die Europäischen Rabbiner betonten, dass dies nur der Anfang sein könne. Hassinhalte dürften nirgendwo Platz haben. "Und hier haben Facebook und weitere Betreiber von entsprechenden Plattformen noch einen weiten Weg zu gehen, um diesem stumpfen Hass Einhalt zu gebieten", sagte CER-Präsident Pinchas Goldschmidt. Jüdisches Leben müsse analog und digital besser geschützt werden.


Mark Zuckerberg / © Peter Dasilva (dpa)
Mark Zuckerberg / © Peter Dasilva ( dpa )
Quelle:
KNA
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