DOMRADIO.DE: Ich habe mir gerade die Wetterkarte angeguckt. Ist das jetzt schon der Dimitrios, der über uns braust? Oder noch der Ahmed? Oder beide?
Ella Schindler (Mitglied der Neuen deutschen Medienmacher*innen): Ehrlich gesagt, ich bin keine Wetterexpertin. Von daher kann ich Ihnen das nicht genau sagen. Aber eins von beiden wird es wohl sein. Und das freut mich sehr. Mit unserer Kampagne wollen wir einfach Diversität sichtbar machen, auch auf der Wetterkarte.
DOMRADIO.DE: Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen? Die ist ja wirklich super.
Schindler: Wir hatten dazu Unterstützung von einem kreativen Team aus Österreich. Und wir waren sofort Feuer und Flamme, weil wir sagten: Über das Wetter spricht jeder. Wetter betrifft uns alle. Und es ist auch eine Möglichkeit, durch ein eher leichtes Thema ein sehr ernstes Thema anzusprechen: Die ganz reale Diversität in unserer Gesellschaft.
Aber viele Menschen nehmen das noch nicht so wahr. Viele Menschen mit Einwanderungsgeschichte sind noch nicht wirklich sichtbar.
DOMRADIO.DE: Wie haben Sie denn die Namen ausgesucht? Einfach mal nach Diversifizierung geguckt? Oder gibt es konkrete Vorbilder?
Schindler: Uns ist schon bewusst, dass die Namen alle Communitys abdecken. Wir konnten nur 13 kaufen. Aber jeder ist gerne eingeladen, ebenfalls einen Namen zu kaufen.
Unsere Idee war aber eher ein symbolischer Akt. Wir wollten die Wetterkampagne zum Anlass nehmen und zeigen: Nicht nur auf der Wetterkarte fehlt diese Diversität.
Auch in den Redaktionen gibt es noch viel zu wenige Medienschaffende mit Einwanderungsgeschichte, schätzungsweise unter 5 bis 10 Prozent. Und jeder Vierte in Deutschland hat eine Einwanderungsgeschichte, in den Großstädten oft jeder zweite.
Und da ist es uns wichtig, dafür auch uns einzusetzen, dass auch dort Diversität Normalität wird, wie auf den Straßen in Deutschland auch.
DOMRADIO.DE: Wie sind denn die Reaktionen?
Schindler: Sehr unterschiedlich. Wir freuen uns vor allem über die gute Resonanz, das ist schon mal gut. Manche Reaktionen sind aber negativ. Man merkt, dass die Menschen anscheinend Angst vor Diversität haben und sagen: Um Gottes Willen, wo kommen wir da hin.
Wir fordern zum Beispiel in Verbindung mit dieser Kampagne eine Quote von 30 Prozent an Medienschaffenden mit Einwanderungsgeschichte in den Redaktionen. Bis 2030. Und das stößt bei manchen auf Widerstand. Sie haben Angst vor der "Machtübernahme" durch die Menschen mit Einwanderungsgeschichte.
Integration bedeutet, dass Menschen mit Einwanderungsgeschichte in allen Berufen arbeiten sollten und nicht nur Gemüse verkaufen oder Haare schneiden. Das ist für uns nicht nur eine Frage von Gerechtigkeit, sondern einfach absolute Notwendigkeit.
Diversität bedeutet auch im Journalismus mehr Qualität, mehr Vielfalt, verschiedene Blickwinkel.
DOMRADIO.DE: Sie haben also ein ernstes Thema mit Augenzwinkern in den gesellschaftlichen Diskurs gebracht. Was kostet denn ein Hoch und ein Tief. 13 haben Sie dieses Jahr schon gekauft. Sollen es nächstes Jahr noch mehr werden?
Schindler: Es ist ja durch Spenden finanziert. Auf der Webseite wetterberichtigung.org gibt es Infos dazu. Wenn sich Menschen finden, die das unterstützen, dann sehr, sehr gerne. Ich glaube, die Hochs kosten 350, die Tiefs 250 Euro.
Das Gespräch führte Heike Sicconi.