DOMRADIO.DE: Für viele Patienten im Krankenhaus ist das doch eher ein trauriges Osterfest, oder?
Barbara Reible (Pastoralreferentin und Krankenhausseelsorgerin in Köln-Holweide): Die Besuchsregelungen sind in den Krankenhäusern in Köln sehr unterschiedlich. In Holweide ist es sehr beschränkt und dadurch ist die Seelsorge noch mehr gefragt als sonst, weil viele Angehörige natürlich gerne irgendwie eine Verbindung zu den Patienten hätten. Das versuchen wir dann kreativ zu lösen, zum Beispiel mit einem Video, oder Nachrichten oder auch einem Videoanruf, weil viele Angehörige sehr gerne ein Bild haben möchten.
DOMRADIO.DE: Sie versuchen das also irgendwie möglich zu machen?
Reible: Ja, das ist so ein kreativer Weg. Es sind die Ideen und die Kreativität der Leute gefragt, die irgendwo tätig sind, egal ob in der Pflege, als Arzt oder auch als Seelsorger. Und da arbeite ich auch Hand in Hand mit meiner evangelischen Kollegin zusammen. Wir schließen uns quer, sodass auch die Mitarbeiter, wenn sie sich Sorgen machen, jederzeit und so schnell wie möglich eine Ansprechmöglichkeit haben.
DOMRADIO.DE: Wie gelingt es Ihnen, das Osterfest im Krankenhaus so ein bisschen erlebbar und spürbar zu machen?
Reible: Wir haben einerseits einen Ostergruß an Patienten formuliert, den wir über das Pflegepersonal an die Patienten in die Zimmer verteilen lassen, damit wir nicht unnötig in die Zimmer rein müssen. Der ist extra mit viel Licht gestaltet, als offenes Angebot mit christlichem Inhalt, aber auch als Hoffnungs- und Lichtbrief auch an die, die vielleicht nicht dem Christlichen so nahestehen.
Selbstverständlich haben wir aber auch einen Ostergruß an die Mitarbeiter verschickt, die hier weiter kräftig schuften. Das ist uns ganz wichtig, dass wir Patienten, Angehörige und auch Mitarbeiter im Blick haben. Andererseits neben dem, was wir in die Patientenzimmer gegeben haben, gibt es auch unsere Kapelle. Auch wenn dort kein Gottesdienst und keine Andacht stattfinden darf, legen wir Impulse auf, haben wir Bilder ausgelegt und es gibt eine Möglichkeit, auch eigene Bitten einzuwerfen und mit ins Gebet oder in eine Andacht zu nehmen.
DOMRADIO.DE: Passiert es auch, dass Patienten zu Ihnen kommen und etwas loswerden wollen?
Reible: Ja, das gibt es. Ich habe heute zum Beispiel einen Anruf bekommen, über jemanden, der wirklich sehr schwer krank ist, wo die Frage ist, ob er verstirbt und auf der Intensivstation eine Nottrauung stattfinden soll. Das ist für mich selbstverständlich, dass ich versuche, eine Kunstblume zu beschaffen oder eine Kerze mit Licht und eine Decke, auch das ist etwas würdevolles. Das verstehe ich einfach unter erweiterter praktischer Pastoral.
Genauso, dass Mitarbeiter mit privaten Anliegen kommen können. Wenn sie ein offenes Ohr finden, ohne dass das gleich weitergeht oder sie andere Angehörige belasten, dann ist Seelsorge eine Chance.
DOMRADIO.DE: Es gibt viele Christen, dann aber auch Muslime und sicher auch viele Menschen, die sich von der Religion entfremdet haben oder einfach noch nie etwas damit zu tun hatten. Wie kriegen Sie diesen ganzen Mix irgendwie hin?
Reible: Einerseits, dass ich natürlich keinen Hehl daraus mache, von welchem Boden ich komme. Das heißt, auch unsere Ostergrüße enthalten einen Hinweis auf die heiligen Kartage, genauso wie auf das Geheimnis, was Ostern eigentlich beinhaltet, also Tod und Auferstehung Jesu Christi. Aber als Angebot, einfach um nochmal für sich selbst zu gucken, was das Osterfest bedeutet. Ist es mehr als Hase und Ei und Co?
Also ich mache da keinen Hehl daraus, aber ich biete das an und sage: Das ist mein Fundament. Vielleicht können Sie etwas damit anfangen. Ich möchte einladen und setze dazu auch immer mal eine E-Mail-Adresse darunter.
Und wir haben auch im Intranet des Krankenhauses von der Seelsorge - katholisch und evangelisch gemeinschaftlich gestaltet - die sogenannten Lichtworte. Das ist einfach ein Zitat, was jeder jeden Tag anklicken kann.